Rubys Inn Hotel Bryce Canyon Nationalpark

Highway 12

Den Streckenabschnitt von Moab zum Bryce Canyon hatte ich mit einem Zwischenstopp bei Torrey eingeplant gehabt. Immerhin erschien mir diese Strecke mit den sehenswerten Naturparks Goblin Valley, Capitol Reef und Escalante viel zu interessant, als dass man sie an einem einzigen Tag hätte abfahren sollen.

Wir verlassen Moab erst spät, nämlich nach dem Mittagessen um 12:30 Uhr und besichtigen von 14:30 bis 15:30 das Goblin Valley, ehe wir gegen 16:30 das Capitol Reef erreichen. Hier halten wir uns bis 19 Uhr auf. Die Sonne steht schon sehr tief und wirft lange Schatten, doch bis Torrey sind es ja nur noch wenige Meilen.

Torrey ist ein winziges Dörfchen - für unsere deutschen Verhältnisse hätte es wohl nicht mal den Status eines Dorfs verdient. Ein paar Dutzend freistehender Gebäude entlang der "Hauptstraße" und den paar abzweigenden Wegen, das ist alles. Keine Geschäfte, keine Restaurants. Nur aufgrund der Nähe zum Capitol Reef gibt es in Torrey einige wenige Übernachtungsmöglichkeiten. Hinter der Ortseinfahrt halten wir am Straßenrand an und beraten die Situation. Ganz so einsam und verlassen hatte ich mir Torrey nicht vorgestellt; keine Menschenseele war zu sehen, und von den wohl in privatem Besitz befindlichen Unterkünften ist auch nichts ausgeschildert. So fällt die Entscheidung, die wenige hundert Meter bis zum Highway 12 zurückzufahren und auf diesem weiter Richtung Bryce Canyon zu folgen. Dort am Highway sollte die Chance größer sein, ein Zimmer zu finden, und ein wenig hell war es ja auch noch.

Point Lookout, Waterpocket Fold, Utah

Der Blick vom Point Lookout nach Osten... (425kb)

Point Lookout, Waterpocket Fold, Utah

... auf die Waterpocket Fold und Capitol Reef... (425kb)

Es folgt ein landschaftlich sehr schöner Abschnitt, der sich durch hügelige Wald- und Wiesenlandschaften mit zahlreichen Pferdekoppeln bei Grover langsam hinauf zum etwa 2.882 Meter hohen Summit Pass schlängelt. Der Highway 12 ist an dieser Stelle übrigens erst seit 1985 geteert, das nur am Rande. In den höheren Regionen des Passes - dem Aquarius Plateau - erinnert die Vegetation mit dichten Wäldern aus hohen, schlanken Espen und Kiefern an Skandinavien. Aufgrund der kahlen Baumstämme wirkt die Landschaft stellenweise jedoch auch etwas trostlos und kalt. Auf der höchsten Stelle des Passes öffnet sich schließlich der Blick nach Osten, und an einem Aussichtspunkt (Point Lookout, 2.862 Meter) kann man weit in die Ferne auf das einem zu Füßen liegende Capitol Reef und weitere Auffaltungen der Waterpocket Fold mit den markanten roten Sandsteinen schauen. Im Hintergrund bilden die Henry Mountains und die Navajo Mountains die Abgrenzung zum Horizont. Eine fantastische Aussicht, vor allem bei den abendlichen Lichtverhältnissen wie wir sie kurz nach halb acht vorfinden.

Point Lookout, Waterpocket Fold, Utah

... reicht bis weit in die Ferne... (223kb)

Point Lookout, Waterpocket Fold, Utah

... auf die Henry Mountains (293kb).

Hinter dem Summit Pass folgt eine längere Abfahrt zwischen den über 3.300 Meter hohen Bergen im Nordwesten und dem 2.734 Meter hohen Deer Mountain im Südosten hinunter nach Boulder. Diese 800 Meter Höhenunterschied verteilen sich auf rund 18 Kilometer; eine landschaftlich sehr schöne Strecke, die zunächst ziemlich kurvenreich beginnt. Etwa auf der Hälfte dieser Strecke bemerken wir plötzlich, dass die Bremswirkung unseres Wagens deutlich nachlässt. Natürlich kreuzen in diesem Moment auch einige Hirsche die Straße, die gottlob schnell genug wieder vom Asphalt ins Gebüsch getrottet sind. Doch das letzte bisschen Bremskraft ist nun auch aufgebraucht. Schon nach wenigen weiteren Kurven müssen wir den Wagen irgendwie ohne Bremse zum Stehen bekommen.

Highway 12, Utah

Dieser freundliche Hirsch hatte Glück, dass wir ihn nicht angefahren haben.

Highway 12, Utah

Ein Grund mehr für seine Familie, sich unser Auto genauer anzuschauen.

Glücklicherweise biegt rechts vom Highway ein Forstweg ab. Im groben Schotter gelingt es uns schließlich, anzuhalten. Bereits beim Öffnen der Türe wird klar: die Bremsen sind völlig überhitzt; ein übler Geruch von glühenden Bremsbelägen schlägt uns entgegen. Was tun? Ein Blick auf mein GPS zeigt mir, dass wir uns tatsächlich in der letzten engen Kurve des Highways vor Boulder befinden und den größten Teil des Gefälles hinter uns gebracht haben. Ein paar Minuten Pause, ein kurzer Bremstest und wir entscheiden uns, bis Boulder weiterzufahren. Dort wollen wir essen gehen und den Bremsen dadurch genug Zeit zum Abkühlen verschaffen. Vorsichtig und im ersten Gang setzen wir unsere Fahrt fort. Das ist kein Problem, denn um diese Zeit ist der Highway völlig unbefahren.

 

 


Boulder

Nach einer kleinen Ewigkeit erreichen wir Boulder, oder besser das, was auf der Karte als Boulder eingezeichnet ist. An den ersten Häusern am Highway halten wir an; dem Burr Trail Grill. Mittlerweile ist es stockdunkel, und mehr als die beiden Gebäude des Grills mit dem angrenzenden Trading Post können wir auch nicht erkennen. Wir parken direkt vor dem Grill. Durch die hell erleuchteten Fenster können wir erkennen, dass das Restaurant gut besetzt ist. Da kaum weitere Autos dort geparkt sind können es nur Einheimische sein - ein gutes Zeichen. Hungrig und auf die kühlende Wirkung des Stopps für unsere Bremsen hoffend betreten wir das Restaurant. Der Burr Trail Grill wird von einem jungen Ehepaar geführt. Während sie hinter der Theke steht und die Kochtöpfe schwingt, bedient der Gatte die Gäste. Beide verrichten ihren Job aufs Vorzüglichste, und sie ist nebenbei noch ein wirklicher Augenöffner; ja, hier würde es uns sicher schmecken. Ein einziger Tisch ist noch frei, im hinteren Teil des länglich schmalen Gastraums, in dem vielleicht 40 Gäste Platz finden - eng, aber saugemütlich. Eine kleine Stolperstufe und wir sitzen auf den niedrigen Holzstühlen. Hier wird frisch gekocht, hier gibt es nichts aus der Konserve; hier kann ich es wagen, ein Steak zu bestellen, ohne mit einem Lappen Industriefleisch rechnen zu müssen. Mit ein paar flotten Sprüchen wird die Bestellung entgegengenommen, und schon nach kurzer Zeit haben wir unser Essen, an dem es nun wirklich überhaupt nichts auszusetzen gibt.

Burr Trail Grill, Boulder, Utah

Leider nur bei Nacht: der Burr Trail Grill in Boulder.

Unseren Reiseplan mit der Übernachtung zwischen Moab und Bryce Canyon hat unser Bremsenproblem schon nachhaltig durcheinandergebracht. Da es eh schon dunkel ist reift die Idee, auf diese Übernachtung ganz zu verzichten und noch am Abend zum Bryce Canyon weiterzufahren. Das setzt natürlich voraus, dass im Ruby's Inn noch ein Zimmer frei ist und uns dort auch gegen 23 Uhr noch jemand in Empfang nehmen kann - oder will. Wie gut, dass wir ein Handy haben und ich die Nummer vom Ruby's Inn in meinen Unterlagen. Kurzerhand rufen wir also an und erkundigen uns nach unseren Chancen. Wir haben Glück. Ohne für die zweite Nacht umziehen zu müssen können wir unser gebuchtes Zimmer auch für zwei Nächte haben. Außerdem verspricht man uns, den Nachtportier entsprechend zu informieren - ja sogar preislich kommt man uns entgegen; schließlich haben wir ja nicht mehr allzuviel Zeit von der ersten Nacht übrig. Ein spät vermietetes Zimmer ist schließlich besser als ein nicht vermietetes. Einerseits sind wir nun froh, dass der Tag doch noch ein ordentliches Ende nehmen soll, andererseits würden wir so am Escalante National Monument in tiefster Nacht ungeachtet vorbeifahren müssen. Nunja, ein anderes Mal eben.

Den Namen hat der Burr Trail Grill übrigens vom Burr Trail, einer 67,4 Meilen langen Route, die Boulder nach Südosten mit dem Highway 276 bei Bullfrog Resort verbindet. Die wiederum trägt den Namen eines der berühmtesten Pioniere der Gegend, John Atlantic Burr, der diesen Weg ab etwa 1876 nutzte, um seine Rinderherden zwischen Sommer- und Winterquartier zu führen. Der Trail ist heute eine der abwechslungsreichsten und schönsten Straßen Amerikas mit Blicken auf die Henry Mountains und die Waterpocket Fold. Sie kreuzt die Red Circle Cliffs, den Long Canyon, Burr Canyon und Muley Twist Canyon. Damit durchquert sie die Glen Canyon Recreation Area und den Capitol Reef National Park. Befahren kann man den Trail mit dem Auto allerdings nur bei gutem Wetter.

Boulder hat ansonsten nicht viel zu bieten. Der Eindruck vom Winzdorf bestätigt sich bei näheren Recherchen, auch wenn wir den Ort wegen der Dunkelheit nicht zu Gesicht bekamen. Vier Motels mit zusammen vielleicht 40 Zimmern, zwei Restaurants, eine Tankstelle und der Anasazi State Park sind alles, was Boulder dem Durchreisenden präsentiert. Der Anasazi State Park wurde gegründet, nachdem Archäologen der Utah State University in den 1950ern hier ein Anasazi-Dorf mit 87 Zimmern ausgruben, eine der größten Anasazi-Siedlungen westlich des Colorado. Im State Park kann man ein wieder errichtetes sechsräumiges Gebäude und ein kleines Museum besuchen.

Nach dem Essen - es sind schon 21:40 Uhr - widmen wir uns zunächst unserem Auto. Sind die Bremsen wieder funktionstüchtig? Ein Blick unter die Motorhaube soll Gewissheit verschaffen. Zum Glück haben wir eine Taschenlampe dabei, die neueste Entwicklung auf dem Gimmick-Markt: eine Lampe mit fünf LED's im schmucken Titan-Gehäuse der Firma Inovalight. Später würde ich mir eine solche der nachgewiesenen Nützlichkeit wegen bei Frys ebenfalls kaufen. Was wir im Motorraum erblicken lässt uns nicht gerade jubeln. Zwar sind die Bremsen offenbar abgekühlt und zeigen auch wieder genügend Bremskraft, aber in Amerika werden offenbar nur Scheibenbremsen verwendet. Den Rest unserer Tour wird der Wagen sicherlich problemlos überstehen, es stehen ja auch keine großen Steigungen mehr an. Aber nun ist mir auch klar, warum in San Francisco die Autos nur 1/3 so alt werden wie im übrigen Land - eine Behauptung, der ich bisher immer etwas zweifelnd gegenüberstand. Wir fahren also los, doch mit einem etwas mulmigen Gefühl zunächst. Wir haben ja bereits einige Hirsche und Rehe gesehen. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn uns nun ein solches Tier in den Lichtkegel unserer Scheinwerfer laufen würde und die Bremsen nicht richtig funktionierten. Da nicht viel - oder sagen wir besser gar kein - Verkehr auf dem Highway 12 herrscht, cruisen wir entsprechend rücksichtsvoll unserem neuen Tagesziel entgegen. Mit etwas Wehmut fahren wir durch Escalante und am Escalante National Monument vorbei und erreichen schließlich Tropic. Ab hier kenne ich die Strecke von meinem 2000er Urlaub.

 

 


Ruby's Inn

Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

Die Rezeption mit der tollen Holzdekoration.

Um 23:30 Uhr erreichen wir das Ruby's Inn. Hier klappt alles wie besprochen. Der Nachtportier begrüßt uns mit Namen, und schon zehn Minuten später sind wir in unserem Zimmer. Das befindet sich Parterre im hintersten der sechs zweigeschossigen Wohnblöcke, die hinter dem Hauptgebäude gelegen sind. Was soll ich sagen; der übliche Standard eben, ordentlich und sauber wie man es erwarten darf.

Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

Für ein Motel sind die Zimmer sehr geräumig...

Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

... und wirklich schön; Sicht aus dem Badezimmer.

Am nächsten Morgen können wir das Ruby's Inn endlich auch bei Tageslicht bewundern. Und das ist diesmal gnädig mit uns: Strahlender Sonnenschein begrüßt uns, als wir die Türe unseres Zimmers öffnen. Die Wohnblöcke sind - passend zur Landschaft - von außen mit waagerechten Holzbalken verblendet und sehen wie Blockhütten aus. Gleich gegenüber unseres Zimmers schließt sich hinter dem Parkplatz die Wildnis mit einem See und einer großen Wiese an. Hier ist ein Tipi aufgebaut, das wohl zum südlich angrenzenden Campground des Ruby's Inn gehört.

Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

Einsam steht ein Tipi... (425kb)

Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

... vor unserem Wohnblock im Westernstil (336kb).

Unser erstes Tagesziel heißt Canyon Dinner, das Schnellrestaurant im Ruby's Inn direkt am Highway 63 am Eingang des Areals. Hier herrscht geringer Andrang, das Ruby's ist ohnehin höchstens halb ausgebucht und die meisten Touristen - vor allem die älteren - bevorzugen den etwas edleren (und teureren) Cowboy's Buffet & Steak Room im Hauptgebäude. Piccadilly Pizza ist die Spezialität des Canyon Dinners, folglich ordere ich eine. Hoffentlich würde die Pizza besser aussehen als die Dame hinter der Theke. Der optische Schock ist nämlich groß. Vielleicht habe ich in Boulder die Maßstäbe für das Aussehen von Restaurantpersonal neu definiert; hier muss ich jedoch erkennen, dass nicht jeder vom lieben Herrgott wohlwollend mit Schönheit bedacht wurde. Meine Blicke schweifen überall hin, nur bloß nicht auf die Bedienung. So fällt mein Augenmerk auch auf den in einer Ecke stehenden Getränkeautomat, an dem man sich frei bedienen darf. Das ist durchaus nichts Besonderes, aber hier gibt es Dr. Pepper; eine Cola-Sorte, von der ich schon mehrfach gehört hatte und die ich nun probieren will. Ich kann ja bei Nichtgefallen einfach kostenlos etwas anderes nachzapfen. Ein halber Becher soll fürs Erste reichen. Und auch fürs Übrige, um es vorwegzunehmen. Dieses chemische Gebräu besteht zu einem Großteil aus Phosphorsäure. Das prickelt natürlich kräftig beim Trinken, greift allerdings auch massiv den Zahnschmelz an; noch viel heftiger als handelsübliche Cola. Und der Geschmack, na ja keine Offenbarung. Nun kam die Pizza; auch keine Offenbarung, sondern handelsübliche Massenware. Aber was solls, danach ging es endlich zum Bryce Canyon.

Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

Die Theke des Canyon Dinner (415kb).

Noch ein paar Worte zum Ruby's Inn. Begonnen hat die Geschichte des Ruby's Inn 1916 als Reuben C. (Ruby) Syrett unweit des heutigen Inns eine Ranch errichtete. Einige Wochen nach seiner Ankunft erfuhr er von einem anderen Siedler vom nahe gelegenen Bryce Canyon und machte einen Ausflug dorthin. Die Aussicht beeindruckte ihn derart, dass er fortan Werbung für den Canyon betrieb und ab 1919 mit dem "Tourist Rest" eine erste Lodge am Canyonrand eröffnete. Als 1923 Bryce Canyon zum National Monument erhoben wurde, verlegte Ruby sein Tourist Rest zu seiner Ranch und nannte es fortan Ruby's Inn. Ein Post Office öffnete ebenfalls im Inn, das auch heute noch die Gegend versorgt. Die Bedeutung des Ruby's Inn wuchs mit der Zeit immer weiter, während das Inn in Familienbesitz blieb. Heute wird es von Enkeln und Urenkeln von Reuben Syrett geführt.

Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

Der General Store von der Tankstelle aus gesehen, hinten das Vordach des Haupteingangs (204kb).

Einen geräumigen Giftshop mit allen nur erdenklichen Souvenirs, in dem ich wieder eine neue DVD erwarb, gibt es im Hauptgebäude. Neben dem eindeutig überwiegenden Touristenkrempel gibt es natürlich auch Campingzubehör und Lebensmittel - ein General Store eben, täglich geöffnet von 7 bis 22:30 Uhr. In der Hotellobby kann man zudem alkoholische Getränke erwerben, sich im Beauty-Saloon aufhübschen, seine Filme im 1-Stunden-Service entwickeln (2003, da gab es noch überwiegend analoge Kameras) oder lokale Touren planen lassen. Öffentliche Telefone sind ebenfalls vorhanden; Handys funktionieren im Park wegen der abgeschiedenen Lage kaum.

 Ich empfehle diese Unterkünfte:
Hotelempfehlung Rubys Inn
Hotelempfehlung Bryce View Lodge
 Ausführlichere Infos gibts hier.

Direkt am Highway 63 befinden sich eine Chevron und eine Texaco Tankstelle inklusive Hertz Car-Rental auf der anderen Straßenseite. Gleich daneben gibt es die etwas kitschig wirkenden Old Bryce Town Shops, eine Häuserzeile im Westernstil mit zahlreichen Geschäften. Ein Helikopterlandeplatz sowie Reitmöglichkeiten runden das Angebot des Inns ab, das dadurch schon viel mehr zu bieten hat als beispielsweise der ganze Ort Boulder.

 

 


Tropic

Einen Abstecher der besonderen Art machen wir am Abend. Hungrig sind wir vom Wandern, und das Restaurantangebot des Ruby's Inn verspricht - ohne es überprüft zu haben - Höchstpreise (der Canyon Dinner hat bereits geschlossen). Also setzen wir uns in unseren Wagen und fahren in das nächstgelegene Örtchen. Tropic heißt das und liegt direkt am Highway 12 östlich des Bryce Canyons. Bei der Anreise waren wir bereits durch den Ort gefahren und hatten trotz Dunkelheit einige Restaurants ausfindig machen können. Hier würde es bestimmt preiswerteres Essen geben als in dem Touristenziel Nummer Eins, dem Ruby's Inn.

Kurz hinter der Ortseinfahrt erblicken wir rechts vom Highway bereits das Bryce Valley Inn, ein ansprechender Flachbau aus Holz mit Veranda im Südstaatenstil. Wir parken auf dem Schotterparkplatz und setzen uns an einen der wenigen noch freien Tische im gutbesuchten Restaurant. Der Name erscheint uns zunächst passend: "Hungry Coyote Restaurant", denn wir haben Hunger bis unter beide Ohren. Schnell habe ich ein Steak bestellt, und die Vorfreude steigt als die übrigen Gäste mit guten Portionen bedacht werden. Die übrigen Gäste, nur wir nicht. Als sich nach einer Dreiviertelstunde noch überhaupt nichts rührt bestellen wir uns die Bedienung an den Tisch, die daraufhin verspricht, in der Küche nachzufragen. Es vergehen wieder 10 Minuten, dann erscheint endlich das Essen, unüblicherweise ohne jegliche Entschuldigung für die Verspätung. Doch das ist nicht alles. Das Medium-Steak ist nicht nur englisch, sondern sogar innen noch gefroren - und zwar bei fast allen - und die Pommes sind lauwarm. Ein sicheres Zeichen, dass der Koch erst nach der Reklamation mit der Zubereitung begonnen hat. Der Kellner darf wieder antreten. Wir erklären ihm, dass wir dieses völlig unzulängliche Essen weder verspeisen noch bezahlen würden. Als selbst jetzt kein Wort der Entschuldigung oder auch nur der Versuch einer Erklärung an unser Ohr dringt stehen wir auf und verlassen das Restaurant "The Hungry Coyote", hungriger als zuvor und ziemlich verärgert. Wir haben über eine Stunde Zeit verloren, es sind nach 21 Uhr und die Chance, woanders etwas zu essen zu bekommen, ist nicht mehr besonders groß. Immerhin haben einige von uns, die kein Steak bestellt hatten, ein paar Happen gegessen und entscheiden sich, dass das für heute genügen soll. Diät im Urlaub? Ohne mich. Ich habe mich so auf das Steak gefreut, dass ich das nicht kampflos aufgeben will.

Cowboy's Buffet & Steak Room, Ruby's Inn, Bryce Canyon, Utah

Gemütliche Nischen im Cowboy's Buffet & Steak Room.

Wir fahren zurück ins Ruby's Inn. Hier hat der Cowboy's Buffet & Steak Room - das Restaurant im Ruby's Inn - noch offen, wenn auch schon die Putzkolonne am Werk ist. Die Atmosphäre des hübsch gestalteten Raumes leidet ein wenig unter den Reinigungsarbeiten, aber das muss ja schließlich sein. Immerhin finde ich es sehr zuvorkommend, dass man uns zu so später Stunde noch reinlässt. Und wir bekommen - sozusagen als Belohnung - die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der hübschesten Kellnerin des ganzen Restaurants; höchstens 18, etwas schüchtern und lange blonde Haare. Jetzt bin ich mir sicher, dass der Abend doch noch zu retten ist. Ein leckeres, kühles Sam Adams und das Hungry Coyote ist vergessen. Als schließlich nach wenigen Minuten schon das Steak serviert wird kann nichts mehr meine gute Laune verderben. Es sollte das größte Steak des ganzen Urlaubs sein, auf den Punkt genau Medium, zart und völlig fettfrei. Nach den üblen Erfahrungen im Vorfeld ist jetzt das großzügigste Trinkgeld des Urlaubs fällig.

Abschließend bin ich mit dem Ruby's Inn sehr zufrieden. Die Unterkunft war vollkommen in Ordnung, das Essen ebenfalls und die Lage eine Meile vor dem Bryce Canyon National Park Eingang sowieso.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten


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