Capitol Reef Nationalpark Fruita Gorge

Capitol Reef, Utah

Die große Aufwerfung der Waterpocket Fold (415kb).

Einer der weniger bekannten und besuchten Nationalparks im Südwesten ist der Capitol Reef National Park in Utah. Dabei liegt er günstig auf halbem Weg zwischen und Man erreicht das Capitol Reef entweder über den Highway 24 im Norden, der den National Park dem Fremont River folgend von West nach Ost durchschneidet, oder im Süden auf dem Highway 12.
Capitol Reef, Utah

Der Park bietet Farbenvielfalt in Stein und Flora (367kb).

Capitol Reef, Utah

Auf dem Scenic Drive nach Norden (510kb).

Der Park erstreckt sich entlang der 160 km langen Waterpocket Fold (Wassersack-Aufwerfung) von Thousand Lake Mountain im Norden bis zum Lake Powell im Süden und durchschneidet den Süden Utahs. Der Name rührt von der Tatsache, dass sich in der gesamten Felsverwerfung viele natürliche Mulden und Becken gebildet haben, in denen sich Niederschlagswasser lange bewahrt. 120 km dieser Gebirgskette befinden sich im Capitol Reef National Park. Entstanden ist die Waterpocket Fold in der Zeitspanne von 70 bis 50 Millionen Jahren vor unserer Zeitrechnung, als sich in einer geologisch aktiven Phase das Flachland im Westen der USA auffaltete. Gleichzeitig hob sich die Sierra Nevada in Kalifornien, was zusätzlichen Druck auf die Verwerfungen ausübte und das monolithische Colorado-Plateau um insgesamt drei Kilometer emporhob. Auf seiner Oberfläche bildeten sich in Nord-Süd-Richtung eine Reihe steiler Falten, von denen eine die Waterpocket Fold darstellt. Deren Gesteinsschichten ragen jedoch nicht horizontal liegend aus der Landschaft empor sondern sind vielmehr steil nach oben gekippt. Auf diese Weise entstanden durch Erosion von Wind und Wasser keinesfalls die ansonsten für die Gegend üblichen Canyons und Mesas, sondern vielmehr eine schroffe Gebirgskette mit Felstürmen, natürlichen Brücken und Bögen. Schon die ersten Pioniere erinnerte dieser Anblick an ein Riff, und da sie der markanteste weiße Felsendom an das Kapitol in Washington erinnerte, nannten sie diese Klippenlandschaft Capitol Reef.

Capitol Reef, Utah

Deutlich erkennt man die Gesteinsschichten (690kb).

Capitol Reef, Utah

Der letzte Teil der Straße ist unpaved (320kb).

Geologisch betrachtet bildet Capitol Reef ein wahres Kaleidoskop der Sedimentgesteine, deren Alter von bis zu 200 Millionen Jahren die Zeitalter von Perm und Kreide umschließt. Die harten Wingate-, Kayenta- und Navajo-Sandsteinschichten bilden die steile Kliffbarriere. Dabei zerbrechen die rote, mit Rillen durchzogene Wingate- und die bräunliche Kayenta-Schicht blockweise und bilden scharfe Zacken während der massive, goldbraune Navajo-Sandstein körnchenweise erodiert und die Felsendome dahinter aufbaut. Unter dieser Navajo-Schicht kommt die Chinle-Formation hervor, in der sich über 250 Millionen Jahre alte versteinerte Baumstämme erhalten haben. In noch tieferen Lagen befinden sich die Moenkopi-Platten, in denen noch die Wellenmuster des urzeitlichen Strandes abgebildet sind und sich noch Spuren der ersten Amphibien nachweisen lassen. Bedeutend jünger sind hingegen die vielfarbigen Morrison- und Mancos-Ablagerungen, die östlich des Capitol Reef die typischen Badlands bilden. Am Nordrand des Parks ragen schließlich die gewaltigen Felskathedralen aus Entrada-Sandstein empor, der zu runden Formen verwittert. Wie eine Schutzhaut für den weicheren Sandstein ist vor allem an der westlichen Parkseite eine dunkle Basaltkruste vorhanden, die an den Abbruchkanten vereinzelt als Blöcke abgebrochen und verstreut im Grasland herumliegen. Die Indianer fanden für diese Gegend aus bunten Gesteinsschichten die Bezeichnung "Land des schlafenden Regenbogens".

Capitol Reef, Utah

Wie eine Befestigung liegt die Klippe da (489kb).

Man kann den relativ schmalen Park in drei Abschnitte unterteilen. Der zerklüftete, abgelegene nördliche Teil mit dem Cathedral Valley, die gut erschlossene Sektion Escarpment, in der auch die Parkverwaltung in Fruita, der Fremont River und ein landschaftlich besonders schöner Abschnitt des Parks gelegen ist, sowie den Südteil oberhalb des Bullfrog Basin, wo die Steinwellen der Waterpocket Fold, durchzogen von einem Labyrinth von Canyons, 500 Meter emporragen.

Die Besiedlung des Capitol Reef begann durch die Fremont Kultur um das Jahr 700. Sechshundert Jahre lebten die Menschen hier von Landwirtschaft und Jagd ehe sie wieder verschwanden, genauso wie die zeitgleich lebenden Anasazi am vielleicht wurden sie durch eine anhaltende Dürre zum Nomadentum gezwungen. Aus jener Zeit stammen die Petroglyphen am Fremont River, in den Fels geritzte Zeichnungen, sowie aufgemalte Felszeichnungen.
Capitol Reef, Utah

Das Spiel der Farben ist beeindruckend (421kb).

Capitol Reef, Utah

Auf dem Scenic Drive nach Süden (274kb).

Capitol Reef, Utah

Besonders beeindruckend wirkt diese Wand (318kb).

Capitol Reef, Utah

Die gleiche Szene wie links von der anderen Seite (306kb).

In den 1880er Jahren fand die erneute Besiedlung durch Mormonen statt. Zwölf Familien unter Führung von Elijah Cutler Behunin zogen durch die Capitol Gorge und ließen sich am Rande des mit Pappeln und Weiden gesäumten Fremont River an der Einmündung des Sulphur Creek in einer kleinen Siedlung in 1.800 Metern Höhe nieder, die sie Junction nannten. 1902 wurde dieser Name in Fruita umgenannt. Der erste Siedler könnte 1879 Franklin Young gewesen sein, der erste registrierte Landbesitzer war jedoch Niels Johnson. Teilweise polygam lebten die Familien - immer etwa zehn - zurückgezogen von Obstanbau und Viehzucht. Ihre Erzeugnisse verkauften sie an die Nachbargemeinden und durchreisende Cowboys und Uransucher. So entstand ein gewisser Wohlstand in Fruita, im Gegensatz zu den umliegenden Gemeinden, die aufgrund des knapperen Wassers mehr unter den widrigen natürlichen Bedingungen litten und teilweise sogar aufgegeben wurden. Die Mormonen bauten Straßen über die Gebirgskämme und begannen recht frühzeitig, ihr "Wayne Wonderland" getauftes Wohngebiet am Capitol Reef touristisch zu bewerben. So gelang es ihnen, Capitol Reef am 2. August 1937 von Präsident Franklin D. Roosevelt zum National Monument erklären zu lassen. Am 18. Dezember 1971 schließlich wurde das Gebiet von Präsident Richard Nixon zum Nationalpark erhoben und die Gebietsfläche versechsfacht. 1969 verließ der letzte Mormone die Siedlung.

Vom ursprünglichen Fruita der Mormonen sind nur das alte Schulhaus von 1896, eine Scheune, ein paar Wohnhäuser und die ausgedehnten Obstgärten geblieben. Heute wohnen hier Parkbedienstete, die sich um die Parkverwaltung, das Visitor Center und den kleinen Zeltplatz zwischen den Obstgärten kümmern. Sogar das Obst - Äpfel, Pfirsiche, Kirschen und Aprikosen - kann man heute wie damals erwerben. Selber pflücken heißt die Devise, danach wiegen und den entsprechenden Obolus in die Kasse einwerfen. Im Gifford Farmhouse gibt es von Mitte März bis Mitte Oktober eine Ausstellung und einen Souvenirshop.

Capitol Reef, Utah

Blick vom Straßenrand nach Süden (598kb).

Wer den Park erwandern möchte sollte alle Vorräte und Utensilien mitbringen, denn vor Ort ist nichts erhältlich. Nahrungsmittel, Benzin und andere Dinge können aber in Torrey, 10 Meilen westlich von Fruita, oder 37 Meilen östlich erworben werden. Im Schlafsack kann man überall entlang der Wege übernachten, aber wegen der Flash Floods sollte man immer höhergelegene Orte wählen und im Übrigen immer die Wolken im Auge behalten. Auch können im Juni und Juli Insekten eine unangenehme Belästigung für Wanderer werden. Wanderwege sind zahlreiche vorhanden, Informationen gibt es im Visitor Center, das man aufgrund der mitunter schwierigen Wettersituation ohnehin vorher konsultieren sollte. Wer die Gegend lieber mit dem Auto erkunden möchte, was im heißen Sommer sehr zu empfehlen ist, kann von Fruita aus den 20 Meilen langen Scenic Drive in die südlichen Ausläufer der Gebirgsfalte mit unbefestigten Straßen nach Grand Wash und Capitol Gorge, zwei vom Wasser in den Felsen geschnittenen Schluchten, befahren. Dies ist die einzige geteerte Straße im Park, die allerdings nach Gewittern oftmals durch die Schlamm- und Geröllmassen der Flash Floods versperrt ist. Viele Pfade führen zu Bögen, einsamen Canyons oder Aussichtspunkten, von denen man im Westen das Massiv der Boulder Mountains und im Osten die über 3.000 Meter hohen Henry Mountains sehen kann.
The Cathedral, Capitol Reef, Utah

The Cathedral in 2003 (606kb).

The Cathedral, Capitol Reef, Utah

The Cathedral in 2007 (347kb).

Campen kann man im Park auf dem ganzjährig geöffneten Fruita Campground. Dieser hat 71 Stellplätze, jeder mit Picknicktisch und Grill, und liegt in der Nähe des Visitor Centers. Hier kann man nicht reservieren; fist- come, first-served - ein ungewohnter Gegensatz zum üblichen wait-to-be-seated. 10 Dollar (2013) kostet ein Platz pro Tag.

Capitol Reef, Utah

Capitol Reef im Abendlicht (299kb).

Flora und Fauna sind im Capitol Reef aufgrund des für die Gegend ungewöhnlichen Wasserreichtums sehr ausgeprägt. Neben Akelei, Gauklerblumen und Farnen leben Maultierhirsche, Waldsänger, Frösche und andere Wüstenbewohner in den flachen Becken am Fuß der Sandsteinwände und entlang des Flusses. Auch Pumas oder Rotluchse kann man - durch die geringe Besucherzahl nicht abgeschreckt - im Winter gelegentlich antreffen. Auch verschiedenste Vogelarten und Fledermäuse schätzen die Abgeschiedenheit dieses Parks. Die meisten Tiere sind jedoch nachtaktiv, leben unter Felsen, in der Erde oder versteckt in Tälern, wo sie vor der Sonne und den Menschen Schutz finden. Zwei giftigen Klapperschlangenarten sollten Wanderer ausweichen und sie in Ruhe lassen. Die bis 300 Meter über dem Fremont River aufragenden, schillernden Felswände aus rotem Wingate-Sandstein mit Felsleisten aus braunem Kayenta- und goldbraunem Navajo-Sandstein, denen die Gebirgsfalte ihr festungsähnliches Aussehen verdankt, bilden den Lebensraum für Nusskiefern und Wacholder. Das Frühjahr ist wegen der dann in voller Blüte stehenden Obstbäume besonders reizvoll. Die Tamarisken entlang des Fremont River wurden übrigens in den 1930er Jahren aus Italien eingeführt und verdrängen seither die lokalen Pflanzen mehr und mehr.

Das Klima im Capitol Reef ist geprägt von Extremen. Die heißesten Monate sind von Juni bis August mit Mittagstemperaturen bis zu 38 Grad. Die Trockenheit macht die Hitze jedoch erträglich, kann aber zu Dehydration führen. Am Morgen und Abend sind die Temperaturen gemäßigt. Gewitter können von Juli bis September Flash Floods auslösen. Frühling und Herbst sind mild, mit warmen Tagen und kalten Nächten. Die Winter sind trocken mit gemäßigtem Schneefall. Hier sinken die Temperaturen nachts oft unter den Gefrierpunkt.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten


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