Yosemite Way Station Mariposa

Mariposa, Kalifornien
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Die Hauptstraße von Mariposa (188kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Die Best Western Yosemite Way Station (252kb).

Auch bei meinem sechsten Urlaub im Südwesten soll der Yosemite Nationalpark wieder ein fester Bestandteil meiner Rundreise sein. War der Abschnitt bis hierher schon etwas unorthodox - von San Francisco ging es über Monterey bis nach Solvang und dann wieder zurück nach Norden - so wollen wir zumindest am Yosemite, wo wir zwei Nächte eingeplant haben, die Fahrstrecken optimieren. Erste Wahl für die Unterkunft wäre wie schon 2009 El Portal gewesen. Leider war hier jedoch alles ausgebucht. Vom günstig gelegenen Westeingang wollte ich jedoch nicht abrücken, und so fanden wir schließlich im wenige Minuten weiter entfernt gelegenen Mariposa eine Unterkunft, die uns zusagte.

Das Best Western Yosemite Way Station liegt so direkt am Ortseingang, dass wir es bei der Ankunft spontan übersehen und eine Ehrenrunde durch den überschaubaren Ort machen. Zugegeben, der Standort ist in unserem GPS auch leicht abweichend platziert, und zugegeben, das ist eine billige Ausrede für Touris, die sich blind auf ihr Navi verlassen. Jedenfalls gelingt es uns nach kurzer Besichtigung des nördlichen Ortsausgangs, das Hotel zielstrebig anzusteuern. Wir betreten die Rezeption und werden von dem Personal, einer netten Dame und einem älteren Asiaten, freundlich begrüßt. Das uns zugewiesene Zimmer befindet sich keine 30 Meter von der Rezeption entfernt im Erdgeschoss.

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Unser Zimmer mit Kingsize Bed (262kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Welcome to the Sixties: Nostalgie pur (263kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Der letzte Röhrenfernseher westlich der Sierra Nevada (164kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Der Waschbeckenbereich (154kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Bad mit rollin shower (190kb).

Wir sind drei Personen und haben ein Zimmer mit einem Kingsize Bed gebucht. Dies war die einzige Raumkategorie, die über eine Rollin Shower verfügt. Das angeforderte zusätzliche Bett ist noch nicht in unser Zimmer gebracht worden, was vor dem Abendessen einen erneuten Besuch der Rezeption erforderlich macht. Nach dem Essen ist das Bett auch tatsächlich in unser Zimmer gebracht worden, steht jedoch zusammengeklappt in der Ecke - wie unprofessionell. Das Zimmer selbst erstrahlt in altmodischem Raucher-Beige; eine Melange aus altertümlichem Farbdesign gemischt mit Möbeln aus dunklem Holz im Achtziger-Jahre Stil, was bei der schummrigen Beleuchtung noch düsterer wirkt. Da helfen auch die wenigen Farbnuancen der Bettdecke nur wenig, da diese aufgrund der den 80ern entsprechenden Ausgestaltung als Pastelltöne vom beigen Grundton nur minimal abweichen. Erschwerend für das Auge gesellt sich ein blassgrüner Teppichboden zu dem Ensemble hinzu. Die Blässe hätte auch durch Staub entstanden sein können, was die unglückliche Farbwahl unterstreicht. Das Badezimmer ist farblich auch nicht besser aufgestellt. Hier weist das Bodenmosaik noch dunklere Beige- und Brauntöne auf. Immerhin kann man dem Hotel nicht vorwerfen, über kein einheitliches Farbdesign zu verfügen. Konsequent altbacken. Den gepolsterten Omasesseln fehlen nur die Ohrlehnen.

Warum ich immer auf den Farben herumhacke? Nun, ich erwarte eigentlich von Hotelzimmern, dass sie zumindest alle Jahrzehnte mal renoviert werden, so wie man das zu Hause auch macht. Sieht es aber noch aus wie 1985, als das Hotel gebaut wurde, wirft das kein gutes Licht auf die Anlage. Eigentlich sollte man bei einem Hotel dieser Preisklasse und dieser Hotelkette erwarten dürfen, dass die Zimmer etwas modischer gestaltet sind. Auch das bestellte Klappbett sollte bei der Ankunft bereits wenigstens aufgebaut, idealerweise bereits bezogen gewesen sein. Sieht man von diesen Umständen und der fragwürdigen Farbgestaltung ab, entspricht das Zimmer jedoch im Großen und Ganzen den Erwartungen. Ich muss auch immer wieder sagen, dass ein Hotelzimmer an einem Nationalpark wie überhaupt in einem Erlebnisurlaub in der Hauptsache dazu dient, dort eine Nacht zu verbringen. Es ist also kein Raum, in die man sich längere Zeit (bei Licht) aufhält und aktiv verbringt. Viel mehr, als sich für die Nacht vorzubereiten und vielleicht vor dem zu Bett gehen noch ein wenig fernzusehen, macht man hier nicht. Da ist es im Prinzip relativ unbedeutend, wie das Zimmer ausgestaltet ist. Dennoch ist es natürlich bedeutend motivierender, wenn das Zimmer, für das man mitunter mehr als 100 Dollar pro Person pro Nacht bezahlt hat, wenigstens zeitgemäßen Standards genügt - hypermodern muss es ja nicht mal sein. Dies war hier nicht ganz der Fall. Aufgrund meiner Anforderung an eine Rollin Shower und der begrenzten verfügbaren Zimmer am Westeingang des Yosemite bin ich dennoch zufrieden. Das Bad jedenfalls ist für meine Bedürfnisse tipptop.

Charles Street Dinner House, Mariposa, Kalifornien

Im Charles Street Dinner House (217kb).

Charles Street Dinner House, Mariposa, Kalifornien

Bier im vorgekühlten Glas (212kb).

Charles Street Dinner House, Mariposa, Kalifornien

Der beste Beilagensalat des Urlaubs (408kb).

Charles Street Dinner House, Mariposa, Kalifornien

Ein Steak zum Verlieben (306kb).

Charles Street Dinner House, Mariposa, Kalifornien

Zum Abschluss ein Käsekuchen (322kb).

Den Abend unseres Anreisetages wollen wir mit einem Abendessen ausklingen lassen. Da mir Mariposa bisher völlig unbekannt ist, bemühe ich mein Netbook, um eine Übersicht über die ansässigen Restaurants zu erhalten. Hierbei weckt besonders eine Gaststätte mein Interesse. Das Charles Street Dinner House direkt an der Hauptstraße wird bei Yelp, der Suchmaschine für im Umkreis befindliche Geschäfte, von den Usern in höchsten Tönen gelobt. Wenn schon nicht unser Hotelzimmer zu Jubelstürmen veranlasst, so wollen wir dann doch den Abend in einem angenehmen Ambiente mit hervorragendem Essen verbringen. Kurz vor 19 Uhr machen wir uns auf den Weg - ein optimales Timing wie sich herausstellt. Das Restaurant macht bereits von außen einen sehr einladenden Eindruck, wenngleich man es leicht übersehen kann. Nachdem uns ein Tisch in einer hinteren Nische zugewiesen wurde, studieren wir ausgiebig die Speisekarte. Alle Gerichte klingen außergewöhnlich gut. Man merkt deutlich, dass hier ein Koch mit Anspruch sein Werk verrichtet. Für mich als Steakliebhaber ist die Wahl natürlich eingeschränkt, aber mir entgeht nicht, dass es ein Sonderangebot für Bestellungen vor 19 Uhr gibt. Das ansonsten doch eher hochpreisige Steak ist nämlich zu dieser Zeit, sprich nicht zur Rushhour, zum Schnäppchenpreis und obendrein als Menü zu haben. Klarer Fall, dass ich von diesem Sonderangebot unverzüglich Gebrauch mache. Die Getränkewahl fällt auf ein gutes Anchor Steam Beer, neben dem Cutthroat Pale Ale der einzigen ernsthaften Alternative zum Sam Adams, falls dieses mal nicht verfügbar ist. Das Anchor Steam wird im vorgekühlten Riesenschwenker serviert. Der zum Menü gehörende Salat ist eine Offenbarung, hervorragend mit Balsamico und anderen Gewürzen verfeinert. Mein Steak ist die Krönung des Abends. Kandidierte Zwiebelringe und ein außergewöhnlich schmackhaft gewürztes Gemüse aus Brokkoli, Prinzessbohnen und Möhren ergänzen das zarte und absolut perfekt medium gebratene Fleisch. Dies ist insgesamt so schmackhaft, dass ich auf die in einem kleinen Metallbecher servierte Steaksoße fast völlig verzichte. Auch meine Mitreisenden sind von dem Restaurant und den dargebotenen Speisen überaus angetan. Während wir bei gedämpftem Licht genüsslich dinieren tritt mit einem Mal der (leider 2012 verstorbene) Koch und Chef des Hauses, Ed Uebner, in den Gastraum und beginnt, sich mit einigen Gästen zu unterhalten. Seine auffallend hohe Kochmütze ist der dargebotenen Leistung überaus angemessen. Auch wenn wir nicht die Ehre haben, mit ihm ein paar Worte wechseln zu dürfen, muss ich resümieren, dass dies eines der besten und qualitativ hochwertigsten Essen war, das ich in meinen bisherigen USA-Urlauben genießen durfte. Den krönenden Abschluss meines Menüs bildet ein lockerer und zitronig-frischer Käsekuchen, den ich trotz völliger Sättigung irgendwie noch in mich hineinzwänge. Was bleibt mir anderes übrig, als jedem das Charles Street Dinner House in Mariposa wärmstens ans Herz zu legen. Hingehen, schlemmen, glücklich sein.

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Pool der Yosemite Way Station (328kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Im Frühstücksraum (262kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Welcome to the Sixties: Nostalgie pur (283kb).

Yosemite Way Station, Mariposa, Kalifornien

Mein Frühstück (165kb).

Das Frühstück im Yosemite Way Station ist im Preis inbegriffen. Bei solchen Angeboten ist ja die Erwartungshaltung nicht sehr hoch. Ein Donut, etwas O-Saft - damit kann man rechnen. Alles andere ist Luxus. Mit dieser realistischen Sicht begeben wir uns am Morgen zum Frühstücksraum. Frühstücksbuffet heißt das, was angepriesen wird. Wenn ich an das Zimmerdesign gedacht hätte, wäre mir klar geworden, was da auf mich zukommen würde. Doch der Reihe nach. Am Hotelpool vorbei geht es in einen kleinen Saal. Hier stehen einige große runde Tische für jeweils sechs Personen, und erstaunlicherweise ist trotz des großen Hotels nur einer besetzt. Ein schlechtes Omen? In der hinteren Ecke türmt sich - wozu auch immer - ein Berg an verschlossenen Paketen bis kurz unter die Zimmerdecke. Was will uns der Künstler damit sagen? Man weiß es nicht. Man will es auch nicht wissen, es sieht einfach nur schäbig aus. Da helfen auch die goldenen Stühle und die unvermeidliche amerikanische Flagge an der Wand neben den Paketen nicht. Das angepriesene Buffet; nun ja, es hat etwas kantinenhaftes. Zunächst schnappt man sich ein knall-oranges Tablett und darf sich dann selbst bedienen - an einer Theke mit spärlichem Angebot. Das wohlbekannte Gummibrot ist keine Option, Äpfel gibt es reichlich, English Muffins und Donuts, Waffeln zum selber machen, Müsli und danish pastries. Letztere sind nach der dritten Gästegruppe bereits aus. Das Personal tritt seinen Dienst erst an, als wir bereits speisen (und da ist es Viertel vor zehn), und hat dann auch erst mal damit zu tun, das eigene Büro aufzuräumen. Dass den Gästen die Lebensmittel ausgehen, ist ihnen gleichgültig. Vielleicht sind das aber auch nicht die für die Buffetauffüllung zuständigen - das weiß man in den USA nie. Da gibt es immer ganze Horden an Mitarbeitern für vermeintlich überschaubare Arbeitsabläufe. So geht dann auch alsbald der Kaffee zur Neige. Ein Pappbecher muss also reichen; schwierig, bei all den Süßwaren. Was soll ich also sagen. Man hats bezahlt, also nimmt man's auch in Anspruch, und ärgert sich trotzdem jedes Mal. Ein Grund, mehr und mehr den Hotelketten den Rücken zuzukehren und nach den kleinen besonderen Unterkünften zu suchen, die natürlich auch mal ein paar Dollar mehr kosten. Je älter man wird, desto mehr setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass man lieber 20 Dollar mehr am Tag investiert und sich dafür rundherum wohlfühlt als in einer Touristenabsteige zu nächtigen und sich dabei selbst mit dem Argument "man ist ja nur zum Schlafen hier" zu motivieren, die vielen kleinen Unannehmlichkeiten zu übersehen. Unterm Strich machen die Mehrkosten den Urlaub nicht sonderlich viel teurer, die Erinnerung an den Aufenthalt aber umso wertvoller. Für 2012 heißt daher mein Motto: nicht mehr Economy, sondern Business-Class, und an einem Ort - so viel darf ich stolz vorwegnehmen: First-Class im 5 Diamonds-Resort!

Pizza Factory, Mariposa, Kalifornien

In der Pizza Factory (265kb).

Pizza Factory, Mariposa, Kalifornien

Mushroom und Ham Pizza (339kb).

Pizza Factory, Mariposa, Kalifornien

Der Name dieses Konstrukts ist mir entfallen (253kb).

Am zweiten Abend in Mariposa hat das Charles Street Dinner leider seinen freien Tag, sodass wir auf die Pizza Factory ausweichen müssen - welch ein brutaler Unterschied. Hier sitzen wir wie in einem Biergarten auf Bänken und müssen die von allen Seiten auf uns einflimmernden Football-Übertragungen hinnehmen. Als durchaus für Football zu begeisternder Mensch ist das nicht wirklich unangenehm, aber in solch einem Umfeld kommt dann einfach kein Gespräch zustande, und den Ausgang des Spiels bekommt man auch nicht mit, weil man ja nicht deswegen länger bleibt - auf solch bequemen Holzbänken. Keine German Gemütlichkeit, Fast-Food-Ambiente pur. Und Fabrikpizza auf Papptellern - das hat so gar nichts von Genuss und Schlemmen. Wenigstens satt gehen wir wieder in unser Hotel. Schnell das Licht aus und vom Steak träumen.

Am nächsten Morgen heißt es, auschecken. Hierbei verabschiedet sich der ältere asiatische Mitarbeiter überschwänglich freundlich von mir und schenkt mir - warum auch immer - drei Nassrasierer von Wilkinsson. Ich nahm das nach dem Urlaub zum Anlass, mich als überzeugter Trockenrasierer mit dieser bis dahin unbekannten Materie in der Heimat genauer auseinanderzusetzen. Nach etwas Einarbeitungszeit bin ich jetzt zwar nicht umgestiegen, aber hin und wieder gönne ich mir eine Nassrasur - wenn die Zeit es erlaubt. Doch zurück zum Urlaub. Unser nächstes Ziel ist Stovepipe Wells im Death Valley.

Reiseverlauf 2010 (soweit fertig):
Vorige Station:
Ausflüge vor Ort (öffnet in neuem Fenster):
Ausflüge unterwegs zur nächsten Station (öffnet in neuem Fenster):
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