Muir Woods Redwood Mammutbäume

San Pablo Bay, Angel Island, Kalifornien

Blick vom Panoramic Highway auf die nördliche Bay mit Angel Island (361kb).

Rund 20 Kilometer von der Golden Gate Bridge entfernt liegt am Fuße des 784 Meter hohen Mount Tamalpais das Muir Woods National Monument. Man erreicht diesen Naturpark wenn man nördlich der Golden Gate Bridge vom Highway 101 links auf den Shoreline Highway (Highway 1 Richtung Mill Valley / Stinson Beach) und nach 5,4 Kilometern rechts auf den Panoramic Highway abbiegt. Diesem folgt man 1,2 Kilometer und biegt dann links auf die Muir Woods Road ab. Nach 2,4 Kilometern ist man am Ziel angelangt. Parkplätze am Parkeingang sind jedoch immer Mangelware da der Park aufgrund seiner Nähe zu San Francisco als Ausflugsziel sehr beliebt ist.
Visitor Center, Muir Woods, Kalifornien

Parkeingang mit Visitor Center (433kb).

Redwood Creek, Muir Woods, Kalifornien

Muir Woods erstreckt sich entlang des Redwood Creek (443kb).

Der rund 2,2 Quadratkilometer große Hain beheimatet im Durchschnitt 600 bis 800 Jahre alte und bis zu 79 Meter hohe Coastal Redwoods (sequoia sempervirens), von denen der älteste mindestens 1.100 Jahre alt ist. Sie wachsen natürlicherweise in Tälern der Küstenregion von Oregon und Nordkalifornien, wie hier in den Muir Woods. Im Gegensatz zu den Sequoias an den Hängen der Sierra Nevada haben die Redwoods einen schlankeren Stamm und wirken dadurch nicht ganz so beeindruckend wie ihre Verwandten. Markant ist der tief zerfurchte und zimtfarbene Stamm, was auf einen sehr hohen Tanningehalt zurückzuführen ist. Die Redwoods haben zwei Formen von Blattwerk. Die unteren Nadelschichten sind flach, die in den höheren Regionen sind kürzer und krümmen sich um ihren Ast. Die Wurzeln der Redwoods reichen trotz der gewaltigen Baumhöhe nur etwa zwei Meter in den Boden, und im Gegensatz zu den sich durch Samen vermehrenden Sequoias pflanzen sich die Redwoods hauptsächlich durch Wurzelaustriebe fort. Dennoch haben sie natürlich Tannenzapfen. Bemerkenswert ist hierbei der Umstand, dass die Zapfen je nach Geschlecht unterschiedlich groß sind. Während weibliche rund 2,5 cm Länge aufweisen beträgt die Größe der männlichen nur 0,3 cm. Als weitere Besonderheit besitzen die Redwoods eine steinharte, bis 30 cm dicke Borke und haben auch kein Harz, was sie sehr resistent macht gegen Insekten, Pilze und Feuer. Diese Eigenschaft wurde ihnen jedoch zum Verhängnis als die Menschen die Gegend besiedelten.

Muir Woods, Kalifornien

Unterwegs in den Muir Woods (460kb).

Muir Woods, Kalifornien

Moosbewachsene Wurzel (325kb).

Muir Woods, Kalifornien

Baumstamm im Gegenlicht (428kb).

Einst waren die Redwoods in ganz Marin County heimisch. Doch die kommerzielle Nutzung dieser Bäume zum Bau der Viktorianischen Villen in San Francisco führte dazu, dass mehrere Millionen Hektar abgeholzt und in Sägewerken im Mill Valley (daher der Name) verarbeitet wurden. Mit den Redwoods sind schließlich auch die Sägewerke in Mill Valley verschwunden und nur ein kleiner Teil der Bäume steht heute noch im Muir Woods National Monument unter Naturschutz, da dieses Gebiet für eine Abholzung unzugänglich war. 1905 erwarb der Kongressabgeordnete William Kent, ein reicher Bürger der Gegend, den 247 Hektar großen Wald für $45.000 und schenkte ihn 1907 der Bundesregierung um damit ein Staudammprojekt zu verhindern. Präsident Theodore Roosevelt erklärte ihn daraufhin am 9. Januar 1908 zum National Monument. Gewidmet ist der Park auf Wunsch Kents dem berühmten schottisch-amerikanischen Biologen und Naturforscher John Muir (1838-1914). Am 19. Mai 1945 hielten in der Cathedral Grove der Muir Woods Delegierte der Vereinten Nationen aus 50 Ländern eine Zeremonie im Andenken an den kurz zuvor verstorbenen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt ab, der kurz nach seinem Tod die erste Sitzung der Vereinten Nationen hätte eröffnen sollen. Eine Gedenktafel vor einem umgestürzten Baumriesen erinnert an dieses Ereignis.

Muir Woods, Kalifornien

Nicht bis überall dringt die Sonne durch (454kb).

Muir Woods, Kalifornien

Lichtstrahlen erleuchten das Unterholz (372kb).

Muir Woods, Kalifornien

Ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten (392kb).

Neben den Coastal Redwoods besteht die Vegetation in den Muir Woods aus Douglas-Kiefern (douglas fir), die vornehmlich in den höheren Hanglagen des Tales zu finden sind. Sie haben eine dunkelgraue Borke und hellgrüne, einzelne Nadeln, die von den Eingeborenen zur Herstellung medizinischen Tees benutzt wurden. Ein weiterer häufig vorzufindendes Gewächs ist die eher im Schatten zu findende, bis 12 Meter hohe Kalifornische Nusseibe (california nutmeg). Ihre spitzen Nadeln benutzten die Eingeborenen für Tätowierungen. Die Amerikanische Roterle (red alder) mit ihren gezackten Blättern wird hingegen bis zu 18 Meter hoch und hat eine grau-weiß gefleckte Borke. Aus ihren Wurzeln wurden früher Körbe geflochten. Noch sieben weitere Baumarten sind in den Muir Woods zu finden: der bis 30 Meter hohe und moosbewachsene Oregon-Ahorn (big leaf maple), der oft das Unterholz bildende 8 bis 24 Meter hohe Kalifornischen Lorbeer (california bay laurel) mit seinen elliptischen Blättern, Lithocarpus densiflorus (tanoak) mit ihren Eicheln, die Kalifornische Rosskastanie (california buckeye) mit ihren 5- bis 7-teiligen Blättern, die rote Früchte tragende Apfelbeere (toyon oder california holly), die Kalifornische Steineiche (coast live oak) und der an den oberen Hangkuppen zu findende Erdbeerbaum (madrone) mit seiner roten, sich schälenden Rinde.

Die Muir Woods sind ein stiller Ort, abseits in den Wäldern gelegen. Nur spärlich dringen die Sonnenstrahlen durch die Äste der urzeitlichen Riesen auf den von Farnen und Lorbeerbäumen bedeckten Boden. Auf einem stellenweise auf Holzstegen verlaufenden, ansonsten geteerten 2,4 km langen Rundweg entlang des Redwood Creek kann man den Park bewandern und Bäume in ihren verschiedenen Wachstumsphasen bewundern. Die Redwoods benötigen eine permanente Zufuhr von Seenebel. Dieser fängt sich an ihren Blättern und tropft zu Boden, wodurch sie auch in der niederschlagsarmen Sommerzeit genügend Flüssigkeit für ihre flachen Wurzeln erhalten. Aufgrund der feuchten Umgebung aufgrund der Küstennähe findet man hier auch verschiedene Salamander- und Molcharten. Einige davon sind giftig, genauso wie die Gifteiche (poison oak). Da man von den befestigten Wegen aber nicht abweichen darf besteht keine Gefahr. Ansonsten ist die Fauna aufgrund des Nahrungsmangels - typisch für Redwoodwälder - schwach ausgeprägt, und die wenigen heimischen Tiere sind meist nachtaktiv.

Beste Besuchszeit ist im Winter, wenn die Flüsse Wasser führen, und in der Woche, denn der Park ist ein beliebtes Ausflugsziel. Geöffnet ist Muir Woods von 8 Uhr bis Sonnenuntergang, der Eintritt kostet 3 Dollar (2006, ab 1. Oktober 2007: 5 Dollar und ab 1. Januar 2009: 7 Dollar). Der "America the Beautiful - National Parks and Federal Recreational Lands Pass - Annual Pass" ermöglicht freien Eintritt. Fahrräder, Haustiere, Camping und Picknick sind verboten.

Muir Woods, Kalifornien

Man ist nicht alleine (396kb).

Wir erreichten die Muir Woods gegen 11 Uhr. Schon die Anfahrt war sehenswert - und kurvenreich. Die sich durch Mill Valley und die Waldgebiete hindurchschlängelnde Straße erreicht schließlich an der höchsten Stelle eine Lichtung, von der man die östlich gelegene nördliche San Francisco Bay komplett überschauen kann. Die Aussicht vom Panoramic Highway macht seinem Namen alle Ehre, San Francisco bleibt aber hinter einem Hügel versteckt. Dennoch lohnt ein kurzer Stopp am Straßenrand. Ein Stück weiter liegt das Muir Woods National Monument tief im Tal zwischen Mount Tamalpais im Norden und der Westküste. Nach einigen Runden auf dem Parkplatz fanden wir einen Stellplatz und gingen zunächst zum Visitors Center. Ein freundlicher Parkangestellter stattete uns mit allen nur erdenklichen Karten und Informationen aus und wünschte uns viel Spaß. Zunächst warfen wir aber noch einen Blick in den kleinen Informationsladen des Visitor Centers direkt neben dem Parkeingang. Bücher, Videos, Karten - was das Herz an Informationen über den Park begehrt kann man hier erwerben. Ein großes Baummodell in der Raummitte zeigt exemplarisch den Lebensraum der Redwoods, hinter Glas versteht sich. Wir kauften nichts sondern begannen mit unserem kleinen Spaziergang.

Muir Woods, Kalifornien

Der Weg hinter dem Parkeingang... (439kb)

Muir Woods, Kalifornien

... führt zu diesem Ausstellungsstück (330kb).

Pinchot Tree, Muir Woods, Kalifornien

Pinchot Tree mit Gedenktafel (355kb).

Muir Woods, Kalifornien

Hier kann man die Baumhöhe erahnen (426kb).

Redwood Creek, Muir Woods, Kalifornien

Redwood Creek (559kb).

Schon knapp hinter dem Eingang kann man den Querschnitt eines Mammutbaumes bewundern, der 1.021 Jahre lang gelebt hatte. Seit 1930 ist er hier wie ein großer chinesischer Gong ausgestellt. Wichtige geschichtliche Ereignisse sind als Hinweis an den entsprechenden Baumringen markiert, auf einer Schautafel sind außerdem markante klimatische Ereignisse zugeordnet und erklärt.

Nach diesem ersten Eindruck von der Größe der Bäume ging der Weg weiter. Er verläuft wie erwähnt großteils auf Holzplanken, die an der Seite mit einem Holzbalken begrenzt sind, hinter dem ein Holzzaun das Verlassen des Weges zum Schutze der Flora verhindern soll. Die Länge des Wanderwegs kann dank mehrerer Brücken über den Redwood Creek recht flexibel verlängert oder verkürzt werden. Zusätzlich gehen zu den Hauptwegen am Fluss noch zahlreiche Wanderwege hinauf in die Berghänge. Wir entschieden uns für einen Rundweg im Tal in Achterbahnform, wobei wir zunächst rechts des Creeks bis zur zweiten Brücke gingen und dort die Flussseite wechselten. Hier begegneten wir einem kleinen Fernsehteam, die in französischer Sprache offenbar eine Dokumentation über die Muir Woods aufnahmen. Da wir nicht stören wollten mussten wir ein wenig Geduld aufbringen und auf die nächste Drehpause warten. Rechts des Weges befindet sich das Pinchot Memorial, ein dem "Friend of the forest" Clifford Pinchot gewidmeter Baum.

Muir Woods, Kalifornien

Bei Brücke 2, in der Bildmitte geht der Hillside Trail ab (298kb).

Cathedral Grove, Muir Woods, Kalifornien

Cathedral Grove (389kb).

Vom Eingang waren wir nun schon einen halben Kilometer entfernt als wir die zweite Brücke erreichten. Hinter dieser teilten sich unsere Wege. Während ich gemächlich am Creek entlang weiter nach Norden durch das Tal schlenderte stiegen die übrigen den Hillside Trail hinauf. Wie der Name vermuten lässt führt dieser direkt von der Brücke aus in den Hang und windet sich dort auf etwa einem halben Kilometer bis zur vierten Brücke. Dort wollten wir uns wieder treffen.

Entlang des Bachlaufes genoss ich nun die verschiedenartigsten Lichtspiele der sich durch die hohen Baumwipfel brechenden Sonne. Geradezu mystisch wirken die einzelnen Strahlenbündel, wie in einem verwunschenen Feenwald. Sie lassen die Blätter der Farne und Büsche am Boden hell erstrahlen, verleihen den Moosflechten an ihren Kanten eine Corona. Nur 5 Prozent des Sonnenlichts erreicht überhaupt den Talboden. Moosbewachsene, umgestürzte Baumstämme am Ufer, die von Farnen umwachsen sind, dazu das leise Plätschern des Baches in seinem Kieselsteinbett - es ist ein Idyll, wie man es nur noch selten findet. Glücklicherweise waren nur wenige Touristen zugegen, so dass ich diese magischen Momente in vollen Zügen genießen konnte. Und wenn jemand vorbeikam hüllte er sich in andächtiges Schweigen. Überhaupt sind die Muir Woods ein Ort, durch den man gemächlich hindurchschreitet; wandern ist sicher der falsche Ausdruck; zu überwältigend ist die umgebende Natur als dass sie nicht ständig die staunenden Blicke auf sich zöge. Bei Brücke 3 kehrte ich schließlich wieder auf die rechte Uferseite zurück, wo der Weg nun beidseits um die Cathedral Grove herumführt. Ein kurzes Stück weiter erstrahlt förmlich ein einzelner Laubbaum am Bachlauf. Er steht in einer der wenigen Lichtungen und erhellt mit seinen leuchtend grünen Blättern den ganzen Bereich.

Redwood Creek, Muir Woods, Kalifornien

Der malerische Redwood Creek (473kb).

Muir Woods, Kalifornien

Ein umgestürzter Baum hat einen anderen gespaltet (476kb).

Muir Woods, Kalifornien

Auf dem westlichen Hauptweg vor Brücke 3 (509kb).

Muir Woods, Kalifornien

Typischer Weg in den Muir Woods (593kb).

Muir Woods, Kalifornien

Verschiedene Baumsetzlinge (513kb).

Muir Woods, Kalifornien

In der Snackbar (246kb).

Beim Rückweg kehrten wir bei Brücke 2 auf die westliche Flussseite zurück. Hier führt der Weg zunächst an der Bohemian Grove vorbei, wo es auch jenen berühmten Baum gibt, dessen Stamm im unteren Bereich komplett geteilt ist, so dass man sich hineinstellen kann. Es gibt wohl kaum jemand, der hier kein Erinnerungsfoto macht. Ein Stück weiter gibt es einen weiteren hohlen Baum, in den man hineingehen kann. Allerdings ist er nicht gespalten sondern nur von einer Seite offen. Hier herrschte reger Andrang, und man musste eine Weile warten wenn man ein Foto machen wollte. Ich fand an dieser Stelle die Baumwipfel wesentlich interessanter, die hier besonders gut zu sehen waren weil die Bäume nicht ganz so dicht standen. Nach dieser kleinen Menschenansammlung gerieten wir in einen echten Stau. Eine Parkführung mit einem Parkranger verstopfte den Weg. Uns blieb nichts anderes übrig, als seinem Vortrag über das Laichverhalten der Lachse im Redwood Creek zu lauschen. Nach vielleicht fünf Minuten hatten wir genug gehört und zwängten uns vorsichtig durch die interessiert lauschenden Zuhörer.

Im Tal der Muir Woods ist es schattig und zuweilen richtig kühl. Was ist da willkommener nach einer Wanderung als eine heiße Tasse Kaffee. Und, fast hätte ich die Zeit vergessen, Mittag war ja längst gewesen - 14 Uhr waren es, um genau zu sein. Wie gut, dass es beim Visitor Center eine Snackbar gibt. An einem kleinen Kreisverkehr - hier führt der Wanderweg um eine Ansammlung verschiedener Baumsetzlinge in Blumenkübeln herum - zweigt der Weg zum Souvenirshop mit angehängter Snackbar hinauf. Offenbar erwischten wir den Hintereingang, denn wir betraten das Gebäude durch den Souvenirshop. Interessante Dinge gab es da, vorwiegend aus Redwood geschnitzte Figuren. Fast hätte ich mich für eine erwärmen können, aber die Preise... dann doch lieber eine warme Bulette. Die gab's dann mit einem heißen Starbucks Coffee am letzten noch freien Tisch.

Der Ausflug hatte sich auf jeden Fall wieder gelohnt. Beeindruckend hohe Bäume, deren Wipfel man aufgrund der dichten Bepflanzung nur an Lichtungen sieht, umgefallene Exemplare und solche, in deren ausgehöhlten Stamm man sich hineinstellen kann, waren die imposanten Highlights dieses kleinen Parks. Wenn man auf seiner Rundreise nicht beim Yosemite oder Sequoia Nationalpark vorbeifährt sollte man sich die Mammutbäume in den Muir Woods in jedem Fall ansehen.

Die offizielle Landkarte als pdf-Dokument

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten

   Tour 2006 zurück

 Tour 2006 weiter


Schließen