Zäher Verkehr auf Hwy 101 North (227kb) |
San Luis Reservoir (158kb). |
Santa Nella Village (152kb) |
Windmühle in Santa Nella Village (151kb). |
Von Santa Cruz, wo wir um 10 Uhr aufgebrochen waren, fahren wir zunächst nach Süden, da wir eigentlich die am Vortag entfallene Fahrt nach Carmel nachholen wollen. Doch bereits auf Höhe Marina ist der Nebel so dicht, dass wir beschließen, dieses Vorhaben aufzugeben. Was nutzt das schönste Carmel im Waschküchen-Look? So machen wir nur einen Stopp im Walmart von Marina. Nun geht es weiter Richtung Osten, was sich zunehmend eintönig gestaltet. Die zweispurigen Highways zu Beginn der Fahrt weichen gelegentlich und bald komplett einspurigen, die waldreichere Küstenregion muss den kahlen Hügeln des Hinterlands weichen. Da ist die Vorbeifahrt am San Luis Reservoir - ein großer Stausee mitten in der wüstenhaften Landschaft mit nur äußerst spärlicher Vegetation - schon eine gerne gesehene Abwechslung.
Hwy 140 East (121kb) |
In Santa Nella Village bewundern wir einen für den Winzort außerordentlich protzigen Kirchturm mit dreigeschossigem Glockenwerk, und am Ortsende entdecken wir eine Windmühle nebst Fachwerkhäusern. Lebt man schon in der Pampa weit ab vom Schuss, baut man sich seine Sehenswürdigkeiten eben selbst und verführt den erstaunten Passanten zu einem Stopp. Wir kennen echte Windmühlen, riesige Kathedralen und echtes Fachwerk, also fahren wir unbeeindruckt weiter. Hinter Gustine, wo wir von Highway 33 auf den Highway 140 abbiegen, folgt flaches Land. Spätestens ab Cathys Valley ist es endlich mit der Einöde vorbei. Die Landschaft wird hügeliger, die Vegetation erfreulich dichter; die Ausläufer der Sierra Nevada sind erreicht. Bei Mariposa biegen wir auf den Highway 49, den Gold Chain Highway, der sich an der Westflanke der Sierra entlang windet. Während des Goldrauschs entstanden entlang dieser Straße zahlreiche Orte. Die meisten davon erfüllen heute perfekt das Klischee einer Wild-West-Stadt mit gut gepflegter alter Bausubstanz. Unabhängig davon sind die tollen Aussichten vom Highway ins Tal erwähnenswert. Wir überqueren Lake McClure, dessen Wasserknappheit hier an seiner östlichen Seite erschreckend ist; es ist nicht viel mehr als ein winziger Bachlauf des ansonsten vielleicht 100 Meter breiten Sees übrig. Das Don Pedro Reservoir, dessen nördliche Ausläufer wir hinter Coulterville aus dem Auto sehen können, hat immerhin mehr Wasser zu bieten, der Wasserstand ist aber auch hier dramatisch gesunken, wie man an dem kahlen Küstenstreifen erkennen kann.
Wir sind angekommen (319kb). |
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Hübsche kleine Motelanlage... (179kb) |
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... mit Outdoor-Pool (305kb) |
Um 15:20 Uhr erreichen wir bei kuscheligen 30 Grad schließlich Jamestown. Wir verlassen den Highway 49 und fahren auf die Main Street, die wie aus einer anderen Zeit stammt. Ausschließlich historische Holzhäuser sind hier zu finden, eines schöner als das andere herausgeputzt. Wären die Autos und der Asphalt nicht, wäre die Illusion perfekt. In der Ortsmitte biegen wir rechts in die Willow Street ab. Direkt das zweite Gebäude auf der rechten Seite ist unser Railtown Motel - angekommen. Von außen sieht die Anlage sauber und modern aus, ein kleiner Außenpool ist vorhanden.
Das Schlafzimmer (196kb) |
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Platz satt für die Koffer (217kb) |
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Jacuzzi inklusive (112kb) |
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Ein Mini-Apartement (183kb) |
Das Bad (84kb) |
Wir erhalten ein ebenerdiges Zimmer. Das ist zwar nicht behindertengerecht, für eine Nacht sollte das jedoch kein Problem darstellen. Was auf den ersten Blick erstaunt: mitten im Schlafzimmer befindet sich ein fest eingebauter Whirlpool. Vermutlich deshalb haben wir das Zimmer bekommen, denn es ist wohl etwas geräumiger als die übrigen sein dürften. Dafür ist das eigentliche Badezimmer etwas beengt, und vor allem gibt es wieder nur so ein Klo für Kleinwüchsige - womit ich niemanden diskriminieren möchte. Aber wenn die Sitzhöhe etwa auf halber Höhe meines Schienbeins liegt, muss ich mich schon wundern, dass das niemanden stört. Vielleicht sind aber die Klodeckel hier nicht aus Hygienegründen versiegelt, sondern weil sie noch niemand genutzt hat. Man weiß es nicht... Alles in allem ein gutes Zimmer für den kleinen Geldbeutel.
Es sind jetzt 16 Uhr; genug Zeit für einen Abstecher zum benachbarten Sonora. Das ist deutlich größer als Jamestown, versprüht aber auch den Charme des Pionierzeitalters. Allerdings ist der Besucherandrang hier unvergleichbar größer. Die Straßen und Bürgersteige sind vollgestopft mit Autos, die es schwer machen, die Schönheit der Gebäude zu genießen.
Der Railtown 1897 State Historic Park (385kb) |
Waggon der Southern Pacific von 1923 (263kb) |
Bahnübergang an der Sierra Ave (302kb) |
Bei der Rückfahrt nach Jamestown werfen wir noch einen Blick auf den Railtown 1897 State Historic Park. Der ist zwar schon geschlossen, jedoch können wir aus dem Auto heraus einige alte Eisenbahnwaggons bewundern.
Nun wird es langsam Zeit für das Abendessen. Wir entscheiden uns für das Willow Steakhouse & Seafood Grill an der Ecke Willow Street und Main Street, welches also quasi direkt neben unserem Motel liegt. Das Restaurant, aufgrund seiner Ecklage an der Hauptstraße und der dominanten Außenveranda ein Blickfang im Ort, wurde im Jahr 1862 eröffnet und ist familiengeführt. Hier gibt man sich alle Mühe, den Flair jener Pionierzeit einzufangen. Dies gelingt hervorragend. Über knarzende Dielen betreten wir den rappelvollen Gastraum durch eine Schwingtüre. Die Kellnerin gerät direkt etwas in Hektik, denn sie weiß natürlich, dass nur der Hauptraum wirklich mit Rollstuhl problemlos erreichbar ist. Der ist aber bis auf den letzten Platz belegt. Nachdem ich ihr erkläre, es wäre kein Problem für mich, ein paar Schritte zu gehen, führt sie uns in einen Nebenraum, der nur durch einen engen Durchgang zu erreichen ist. Nichts Dramatisches, aber die Amerikaner sorgen sich halt. Obschon der Nebenraum durch zwei offene Türen mit dem Hauptraum verbunden ist, dringt der Lärm von dort nur gedämpft hinein, was nicht unbedingt nachteilig ist, denn im Saloon und an der Theke herrscht feucht-fröhliche Stimmung. Zunächst sind wir hier die einzigen Gäste, im Laufe des Abends füllt sich der Raum. Es ist schummrig dunkel, fast zu dunkel. Dazu tragen nicht unmaßgeblich die extrem dunklen Holzmöbel und hüfthohen Wandvertäfelungen, die unwesentlich helleren Bodendielen sowie eine rote Wandtapete bei. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Vermutlich will man die Helligkeit der originalen Kerzenbeleuchtung simulieren, die man aus Brandschutzgründen natürlich nicht in echt erzeugen kann. Vorsichtshalber hängt trotzdem ein großer Feuerlöscher an der Wand. Der Raum ist sehr hoch, wie man das von alten Gebäuden erwartet. In einer Ecke steht natürlich eine US-Flagge.
Zum Abendessen gehts ins historische Willow Steak House (199kb) |
Zunächst alleine im Nebenraum (154kb) |
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Die Rechnung - ein Rätsel (101kb) |
Die Rückseite hilft beim Entziffern (96kb) |
Nun erscheint die Bedienung zur Bestellaufnahme; wahrscheinlich handelt es sich um die noch minderjährige Tochter des Besitzers, der man deutlich die Begeisterung ansieht, dass sie mal wieder im Restaurant aushelfen muss. Frank kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie für den Abend wohl andere Pläne gehabt hatte. Während er eine vegetarische Pasta Marinara bestellt, ordere ich ein 12 Oz New York Steak. Wer hat wohl mehr Hunger? Das Steak wird mit Champignons, Gemüse und French Fries serviert. Es ist nicht mein bestes, aber ein ordentliches Exemplar. Auch Frank ist zufrieden mit seiner Essenswahl; beide Teller werden blitzeblank leergeputzt.
Das große Rätselraten beginnt mit Erhalt der Rechnung. Unsere Kellnerin hat die Zahlen so schwungvoll aufs Papier gewirbelt, groß und ineinander verschlungen, dass wir verdutzt auf das Papier starren und uns fragen, was wir denn nun zu bezahlen haben. Das Ganze wird nicht leichter durch den Umstand, dass auch die Kellnerin sich offensichtlich verrechnet hatte und zwei Zahlen korrigiert hat. Nach einigem Kopfzerbrechen drehe ich hilfesuchend den Zettel herum. Siehe da, auf der Rückseite befindet sich die Addition der Getränke - und das recht gut lesbar. Damit ist die unklare Zahl bei Beverages geklärt, und wir erkennen schließlich 40,11 Dollar als zu zahlenden Betrag. Die Kellnerin hat sich bestimmt gewundert, warum wir so lange über der Rechnung brüten und amüsiert auf Deutsch diskutieren. Jedenfalls gut gesättigt klingt der Abend in Jamestown mit einem letzten kurzen Rundgang über die menschen- und autoleere, aber in warmem Licht knapp beleuchtete Hauptstraße aus. Ein Hauch Wilder Westen weht um unsere Nasen.
Zum Frühstück gehts zum Motherlode Coffee Shop (189kb) |
Rustikal ist nicht nur die Ausstattung (238kb) |
Der nächste Morgen beginnt bei strahlendem Sonnenschein. Da hat sich das Aufessen ja gelohnt. Wir suchen uns eine Frühstücksgelegenheit im Ort, denn Frühstück war im Motel nicht inklusive. Kurz vor dem Jamestown Hotel and Restaurant stoßen wir auf den Mother Lode Coffee Shop. Für ein normales american breakfast muss man ja nicht unbedingt in ein nobles Restaurant gehen; Rührei mit Beilagen muss nicht so viel kosten wie ein Steak. Schwupps sitzen wir an einem schönen Fensterplatz. Die Kellnerin ist direkt zur Stelle. Ihre Korpulenz lässt vermuten, dass hier gehaltvoll gekocht wird. Wir bestellen. Erst jetzt habe ich Zeit, mich ein wenig umzuschauen. Oh mein Gott, wo sind wir hier gelandet? Der Typ hinter der Theke hat sein weißes T-Shirt bestimmt zuletzt vor zehn Jahren gewaschen - wenn überhaupt jemals. Speckig und schmutzig, aber mit erstaunlicher Gleichgültigkeit getragen. Eklig, aber zum Gehen ist es zu spät. Ich will mal davon ausgehen, dass es sich um eine neue mir unbekannte Modeerscheinung handelt und die Schmuddelelemente nur aufgedruckt sind.
Ein Ford Baujahr 1929 (368kb) |
Von meinem Sitzplatz aus kann ich den Zugang zur Küche beobachten. Dort wird noch mit alten gusseisernen Pfannen hantiert. Aus hygienischer Sicht nicht gerade eine Offenbarung, zumal sich das Küchenpersonal auch laufend die Hände an der Kleidung abstreift. Ok, damit wäre mein Modetheorem geplatzt. Über der Kochstelle hängt eine Dunstabzugshaube mit Ausmaßen, von denen ein Schmied nur träumen könnte. Die Getränke erscheinen, bevor ich mehr unschöne Details beobachten kann. Weitere unerwartete Ablenkung nähert sich in diesem Moment dem Parkplatz des Coffee Shops. Ein grüner Oldtimer fährt vor - was ein Hingucker. Mit Oldtimer meine ich ein Auto aus den 1920ern, nicht das, was man heutzutage schon so bezeichnet. Für mich gehört zu einem echten Oldtimer eine Motorhaube, die seitlich mit Schwinghauben geöffnet wird, und zwei frei stehende Scheinwerfer - so ganz unfachmännisch definiert. Eigentlich müsste man für neuere Modelle einen anderen Namen verwenden, denn ein Opel Manta ist heute auch schon ein Oldtimer - aber doch etwas ganz anderes. Der grüne Oldtimer ist jedenfalls ein Ford Baujahr 1929 in allerbestem Pflegezustand. Ein bestimmt gleichaltriger Einheimischer vom Typ Opa Walton in blauer Latzhose steigt aus, betritt den Coffee Shop und nimmt am Tresen zu einem Frühstücksbier und einem kleinen Plausch Platz. Schnell sind die optischen Eindrücke des Lokals vergessen, denn wir können quasi nicht anders als zuhören. Jetzt erfahren wir auch, was es mit dem vor Dreck stehenden T-Shirt auf sich hat. Wie der gute Mann Opa Walton erzählt hat er am Vorabend damit noch seinen Truck repariert. Ok, dass man zu dieser Zeit in der Sierra Nevada Wasser sparen muss, kann man ja noch verstehen, aber das geht dann doch zu weit.
Das Essen ist in Ordnung (235kb) |
Und als das Frühstück serviert wird, muss ich attestieren: alles halb so wild. Das Essen schmeckt, der Preis stimmt, und der Rest passt herrlich klischeehaft zu einem Roadmovie in Redneck Country, was ebenfalls ein Erlebnis ist. Ich kann also einen Review im Web nicht bestätigen, wonach hier elementare Fehler beim Essen gemacht worden sein sollen: Meine hash browns waren brown, der Toast war getoastet. Offenbar waren die Zustände in dem Laden aber doch etwas zu arg, denn 2013 hat oder wurde er geschlossen. Nun ja, auch irgendwie schade.
Derart gestärkt machen wir uns auf den Weg ins Motel, um auszuchecken. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns. Über den Carson Pass geht es nach Lake Tahoe und von dort weiter bis nach Chester am Fuße des Lassen Volcanic National Park. Auf geht's...
Die Arco-Tankstelle in Sonora... (186kb) |
... hat kein Benzin für Ausländer (142kb) |
Ach ja, das muss ich noch erwähnen. Wir müssen bei der Abfahrt noch tanken. Das wollen wir in Sonora bei Arco - viele Alternativen gibt es nicht. Bei dem guten Vorsatz bleibt es leider. Die Zapfsäulen lehnen unsere Kreditkarten genauso rigoros ab wie der Tankwart Bargeld. Ohne amerikanische Kreditkarte hat man hier keine Chance. Dann macht eben fortan die Konkurrenz den Umsatz. Wir starten ein Arco-Embarco...
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