Die Beschaffenheit Twin Peaks habe ich bereits 2000 beschrieben. Da sich diese bis auf eine neue Webcam am Sutro Tower nicht merklich verändert hat möchte ich mich hier einmal etwas genauer dem eigentlichen Faszinosum dieses Ortes widmen: dem Ausblick.
Zunächst muss ich vorwegschicken, dass man vom Aussichtspunkt in Nordwestliche Richtung schaut. Da man sich aber auf der Kuppe eines Hügels befindet kann man auch zu den anderen Seiten hinunterblicken indem man ein paar Meter der Straße folgt, die komplett um die Hügel herumführt.
![]() ![]() Weithin sichtbares Wahrzeichen Twin Peaks: Sutro Tower (404kb). |
![]() ![]() Pazifik vor Presidio und Baker Beach (280kb). |
![]() ![]() Mit bloßem Auge ist die Golden Gate Bridge nur schwer zu sehen (374kb). |
Ich beginne die Beschreibung im Nordwesten, also vom Aussichtspunkt aus ganz links. Als Orientierung dient der große Antennenmast des Sutro Towers, der den direkten Blick nach Norden versperrt. Links davon erkennt man die Einfahrt der Bay mit den Marin Headlands im Hintergrund und dem Presidio und Baker Beach auf der Stadtseite. Ein kleiner Streifen des Golden Gate Parks lugt auch noch knapp über den Bäumen von Twin Peaks heraus. Gleich rechts neben Sutro Tower liegt im Dunst des Golden Gate - klare Sicht vorausgesetzt - die gleichnamige Brücke hinter dem grünen Waldteppich des Presidio. Sie hebt sich farblich nur schwach von den dahinter liegenden Marin Headlands ab, trotz ihrer markanten Farbe. Über sie windet sich der Highway 101 nach Norden aus der Stadt hinaus um in einem Tunnel zu verschwinden. Am rechten Ausläufer der Marin Headlands liegt Sausalito, großteils jedoch hinter dem Hügel verborgen. Man erkennt nur die Anlegestelle der Fähre, die regelmäßig von Fishermans Wharf übersetzt.
Ein Wort zum Presidio. Nachdem dieser Stadtteil vor kurzem National Park wurde gebührt ihm eigentlich
das dem Golden Gate Park bisher zugesprochene Attribut "Größter von Menschenhand geschaffener Park", denn er ist
flächenmäßig größer und jeder Baum wurde vom Militär, das dieses Gebiet bis zur Clinton-Ära nutzte, gepflanzt. Ganz
korrekt wäre diese Titulierung aber nicht, denn ein planmäßig angelegter Park ist es nicht wirklich, vielmehr eine mit
Zypressen und Eukalyptus zugewachsene ehemalige Militärbasis, deren Wege eher labyrinthisch sind.
![]() ![]() Ausblick nach Norden mit Golden Gate, Presidio, Golden Gate Park, Universität, Haight Ashbury und Panhandle (377kb). |
![]() ![]() Die St. Ignatius Church der Universität, am oberen Rand die Fähre nach Sausalito (432kb). |
Etwas unterhalb der Golden Gate Bridge erstreckt sich, durch einen Häuserstreifen vom Presidio getrennt, unverkennbar der breite Golden Gate Park. Wie ein dicker grüner Balken durchtrennt er den westlichen Teil der Stadt, streng dem quadratischen Straßenmuster unterworfen. An seinem östlichen Ende setzt sich der Park mit einem dünnen Grünstreifen fort, dem Panhandle. Hier verlaufen die beiden Einbahnstraßen Oak und Fell Street quer durch den bekannten Stadtteil Haight Ashbury, die man auf dem Weg zum Golden Gate Park üblicherweise benutzt da sie direkt in den John F. Kennedy Drive münden, der den Park in Ost-West-Richtung durchkreuzt. Dort, wo sich Panhandle und Golden Gate Park treffen, erblickt man hinter dem Grünstreifen mehrere große Bauten der University of San Francisco. Dazu gehört auch die St. Ignatius Church von 1914. Hier finden neben normalen Messen auch alle Feierlichkeiten der Universität statt. Berühmt wurde die Kirche übrigens durch ihre Orgel, die im Soundtrack zu "Godfather III" zu hören ist, sowie durch filmische Auftritte in "Wedding Planner".
Am östlichen Ende des Panhandle wölbt sich der über einen Hügel gestülpte und somit gut auszumachende, dicht bewaldete Buena Vista Park empor, der älteste Park in San Francisco aus dem Jahre 1867. Ihm östlich vorgelagert sieht man die kahle Kuppe der Corona Heights, den felsigsten aller städtischen Parks. Die Felsen haben eine rötliche Färbung, denn sie stammen im Gegensatz zum dunklen Kliffgestein der umliegenden Bereiche von versteinerten Kieselalgen, die nur an dieser Verwerfung zum Vorschein kommen.
Etwas unterhalb des Panhandle befindet sich noch ein weiterer kahler Hügel, der etwas kleinere Tank Hill. Von diesem winzigen Park aus soll man den schönsten Blick auf die Stadt haben... Seinen Namen verdankt der Park einem großen Wassertank, der hier von 1894 bis 1957 als Trinkwasserreservoir diente. Noch eine bemerkenswerte Besonderheit gibt es auf Tank Hill: einige der letzten noch vorhandenen Beete mit Gelben Mohn (golden poppy), denen Kalifornien den Titel "Golden State" und der Buchteinfahrt den Namen "Golden Gate" verdankt.
![]() ![]() Alcatraz, im Vordergrund der Buena Vista Park (251kb). |
![]() ![]() Financial District entlang der Market Street (556kb). |
Bleiben wir mit dem Auge kurz beim Buena Vista Park. Gleich dahinter befindet sich nämlich der Stadtteil Fishermans Wharf mit Alcatraz im kühlen Wasser der Bay liegend, welches sich nur knapp vom Häusermeer abhebt. Noch weiter östlich schließlich gelangt man zum Blickfang schlechthin: den Wolkenkratzern der Stadt. Es sind wirklich nicht viele, und der Ortsunkundige könnte enttäuscht sein. Schließlich ist San Francisco eine der bekanntesten amerikanischen Metropolen, und da erwartet man eigentlich New Yorker Optik. Aber gerade die fehlenden Häuserriesen machen den besonderen Flair San Franciscos aus. Mitten durch diese als Hügel wahrzunehmende Skyline verläuft eine Schneise, die das Hochhäusermeer teilt: die Market Street. Von Twin Peaks schaut man fast senkrecht die Straße entlang und kann sogar an deren Ende das alte Zollgebäude erkennen, als kleinen von doppelt so hohen Gebäuden eingerahmten Turm.
![]() ![]() Der Blick nach Nordosten auf Downtown... (533kb) |
![]() ![]() ... und nach Osten Richtung Oakland (569kb). |
![]() ![]() Transamerica Pyramid, City Hall und Bank of America Building (490kb) |
![]() ![]() Häusermeer, links Corona Heights (622kb). |
Man erkennt deutlich auf der westlichen, linken Seite der Market Street die beiden höchsten Gebäude
der Stadt, die spitze Transamerica Pyramid und das schwarz verkleidete Bank of America Building. Genau zwischen ihnen
ist etwas unterhalb die goldene Kuppel der City Hall sichtbar. Rechts, also südöstlich der Market Street liegen die
Stadtteile Soma, Yerba Buena und South Beach, hinter denen die zweite Brücke der Stadt liegt: die Oakland Bay Bridge.
Sie führt in einem hohen Bogen zuerst nach links hinüber auf Treasure Island, um dahinter nach rechts abknickend nach
Oakland zu führen. Noch weiter östlich folgt etwas unspektakulärere, flache Bebauung mit einer kleinen Erhebung,
Potrero Hill. Entlang der Küste sieht man zahlreiche riesige Containerkräne; wir schauen auf das Hafenviertel der
Stadt. Der direkte Blick nach Süden bleibt vom klassischen Aussichtspunkt versperrt, dazu müsste man ein wenig um den
Hügel herum gehen..
![]() ![]() Hier sieht man deutlich eine typische "Straße von San Francisco", ... (470xkb) |
![]() ![]() ... die auch im weiteren Verlauf ihrem Ruf gerecht wird (476kb). |
Eine Dreiviertelstunde verbrachten wir auf Twin Peaks, und die sollte man auch getrost einplanen. Es gibt einfach viel zu viele Details in der Ferne zu erkennen, und passionierte Fotografen werden alleine schon vom ewigen Wechseln der Teleobjektive eine ganze Weile hier gefangen gehalten. Zum Glück war Twin Peaks, wohl aufgrund der Mittagszeit und dem leicht bedeckten Himmel, nicht sonderlich überfüllt, so dass wir uns in aller Ruhe die besten Positionen entlang der Brüstung suchen konnten.
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