Das bescheidene Straßenschild (321kb). |
Cartoonistin an der Jefferson Street (293kb). |
Pier 39 vom Parkhaus aus im Abendlicht (352kb). |
Pier 39 vom Embarcadero aus gesehen (265kb). |
Uns hat es insgesamt fünf Mal nach Fishermans Wharf verschlagen. Das erste Mal hatten wir in 2000 bei unserer Stadtrundfahrt mit Harry eine Stunde am Pier 39 angehalten und konnten uns das Areal erstmalig anschauen. Da wir dabei aber wirklich nur mal über den Pier hechten und z.B. nicht ins Aquarium of the Bay (damals noch Underwater World) gehen konnten beschlossen wir, noch mal wiederzukommen. Beim zweiten Besuch im selben Urlaub hatten wir mehr Zeit mitgebracht. Dabei machte ich eine besondere Erfahrung: Wegen der Hitze erstand ich notgedrungen eine eisgekühlte 0,5 Liter Cola-Flasche an einem Automaten, für sagenhafte 2 Dollar. Noch erstaunlicher war jedoch die Tatsache, dass die Coca Cola in Amerika völlig anders schmeckt als hierzulande. War überhaupt nicht mein Geschmack, irgendwie bitter das Zeug... Tröstenderweise war Pepsi und Cola light immerhin gleichschmeckend. Nach einem Bummel über den Pier gingen wir im Bubba Gump essen, besuchten Underwater World, machten eine Bay Cruise und gingen dann weiter nach Westen. Am Ende des Embarcadero gibt es viele Fischgeschäfte, die ihre frischen Produkte teilweise direkt an der Straße zubereiten. Besonders unter den Arkaden an der Ecke Taylor und Jefferson Street kann man den offen brodelnden Kesseln mit den dazugehörigen Fischgerüchen kaum entrinnen. Hier befindet sich auch das bekannte große Fishermans Wharf Schild. Viele asiatische Straßenhändler und Kleinkünstler säumten den Weg zum Aquatic Park an der Jefferson Street, von dem wir über einen kurzen Abstecher zu The Cannery wieder zurück zum Auto im Parkhaus gingen.
Der dritte Besuch war wieder kürzer, mit einem Mittagessen im Yet Wah und einem Rundgang zum Abschied bevor unsere Reise weiter ging zum Yosemite Nationalpark.
Der vierte Besuch in 2006 war nur kurz. Vom Coit Tower kommend spazierten wir vom Aquatic Park bis zum Pier 39 und wieder zurück. Dabei machten wir die übliche Kehre über Pier 39. Ein Jahr später kamen wir zwei mal nach Fishermans Wharf. Beim ersten Besuch kamen wir vom Coit Tower zu Fuß nach Pier 39, aßen im Bubba Gump und gingen dann den Embarcadero entlang zu Pier 33, wo wir die Tickets für unseren Alcatraz-Besuch kauften. Auf dem Rückweg zog uns eine Menschentraube an der Ecke Powell, Jefferson und Embarcadero in den Bann. Eine Handvoll Jugendlicher hatte sich auf dem kleinen Platz ausgebreitet und veranstaltete atemberaubende Breakdance-Vorführungen allererster Güte. Fetzige Musik, tolle Bewegungen - bestimmt 30 Minuten blieben wir hängen und warfen schließlich 10 Dollar ins Körbchen. Der zweite Besuch fand dann im Rahmen dieses Alcatraz-Ausflugs statt. Mit der Fähre von Sausalito waren wir an Pier 41 gelandet und verbrachten die Zeit bis zur Überfahrt mit einem Spaziergang zum Aquatic Park. Dort konnten wir die verschiedenen historischen Boote am Hyde Street Pier aus der Ferne beobachten, während einige ein kurzes Bad im kühlen Baywasser wagten. Umgezogen wurde sich in der öffentlichen Toilette am Maritim Visitor Center, deren Türe jedoch leider immer wieder von alleine aufging - dummerweise konnte man von dieser aus durch das gesamte Museum hindurchschauen. Mit einem Türsteher ging es dann. Das Wasser der Bay war angenehm warm, wurde aber mit jedem Schritt vom Ufer weg deutlich kälter. Wir hatten aber auch nicht viel Zeit, da schon bald das Boarding Richtung Alcatraz am Pier 33 begann. So blieb es bei einer kurzen Abkühlung, dann hieß es Umziehen hinter vorgehaltenen Handtüchern, was natürlich an sich schon ein Spaß war. Im Eilschritt ging es Richtung Pier 33, unterwegs aßen wir noch einen Hotdog, alles im Laufschritt.
Nach der Alcatraz-Besichtigung wanderten wir dann zurück zum Pier 41, wo wir wieder auf die Breakdance Truppe stießen und noch mal eine halbe Stunde verbrachten. Diesmal waren die Breakdancer in einen Show-Wettstreit mit einer anderen Gruppe getreten, die ihre Künste aber nur sehr zurückhaltend zeigten. Dann suchten wir noch etwas Essbares. Das McDonalds roch ekelhaft nach altem Fett, sodass wir uns dann doch für Burger King entschieden. Danach mussten wir die Fähre nach Sausalito erwischen. Wir schafften es diesmal ohne zu Rennen.
Das Flaggschiff am Hyde Street Pier: die Balclutha (186kb). |
Der kleine Schlepper Hercules und die Fähre Eureka (233kb). |
Passend zu den Schiffen: Ein Pirat der Barbary Coast (254kb). |
An diesem westlichsten Pier von Fishermans Wharf befindet sich der San Francisco Maritime National Historic Park. Hier liegen historische Schiffe vor Anker, die man zwischen 10 und 18 Uhr für 5 Dollar (2008) besichtigen kann. Dazu gehört die ehemals lokale Fähre Eureka (1890). Das Schiff hat einen Holzrumpf und ist ein Schaufelraddampfer. Es ist 91 Meter lang und konnte 2.300 Passagiere befördern. Die beiden Schiffsenden sind identisch, was das schnelle Be- und Entladen erleichterte. Die Dampfmaschine ist noch intakt. Wesentlich bekannter ist das größte Passagierschiff seiner Zeit, die Balclutha (1886). Sie ist einen halben Meter länger als die Eureka und hat einen Stahlrumpf. Ihre drei Masten und die trapezförmigen Rahsegel ziehen die Blicke auf sich. Das im schottischen Glasgow erbaute Schiff umsegelte als Frachter 17 Mal Kap Horn. 26 Seeleute waren nötig, das Schiff und seine 25 Segel auf See zu manövrieren. Der Holz-Schoner C.A. Thayer (1895) misst hingegen nur 67 Meter Länge und hat einen Holzrumpf. Mit seinen drei Masten verblasst er etwas im Glanz der größeren Balclutha. 4 Seeleute, zwei Mates, ein Koch und der Kapitän bildeten die Besatzung des Schiffes, das einst Holz von Washington, Oregon und Nordkalifornien nach San Francisco brachten. Der leichte Schoner Alma (1891) ist mit 24 Metern eher eine Yacht. Der flache Holzrumpf wurde entwickelt, um die flachen Gewässer des Sacramento / San Joaquin Deltas zu befahren und bei Ebbe aufzusetzen. Damit ersetzten die Schoner die täglichen Cargorouten, die heute dank vieler Brücken nicht mehr auf dem Seeweg zurückgelegt werden. 250 dieser Schiffe waren 1880 in der Bucht von San Francisco eingesetzt. Der Dampfschlepper Hercules (1907) war mit seinen 46 Metern Länge ebenfalls in der Bay eingesetzt. Der genietete Stahlrumpf beherbergt noch den originalen Dampfantrieb. An der Ostküste hergestellt schleppte sie ihr Schwesterschiff von Camden, New Jersey um Südamerika herum nach San Francisco. Das letzte größere Schiff des Museums ist die Eppleton Hall (1914), ein in England gebauter 30 Meter langer Schaufelraddampfer mit einem genieteten Stahlrumpf. Sie zog Kohlekähne auf dem River Wear. 1969 unternahm sie eine sechsmonatige Reise von England durch den Panamakanal nach San Francisco. Darüber hinaus sind noch über 100 kleinere Schiffe zu bewundern. Doch nicht immer sind auch alle genannten Schiffe zu sehen; der Zahn der Zeit erfordert regelmäßige Ausbesserungsarbeiten im Trockendock.
USS Pampanito am Pier 45 (300kb). |
Die Turmaufbauten (305kb). |
Gleich neben dem Hyde Street Pier liegt das National Maritime Museum; sein weißes Gebäude erinnert an ein vor Anker liegendes Schiff. Im Inneren kann man eine große Sammlung von Schiffsmodellen der Kriegs-, Fischerei- und Handelsschifffahrt besichtigen. Außerdem wird die Geschichte und Technik der Seefahrt rund um San Francisco erläutert. Zusätzlich gibt es noch allerhand Fotos, Dokumente und Artefakte über die Seefahrt, und das alles ohne Eintrittsgeld.
Wer sich für Kriegsschiffe interessiert kann an Pier 45 (zwischen Hyde Street Pier und Pier 39) noch das 2. Weltkriegs U-Boot USS Pampanito besichtigen, das seit dem 20. Mai 1976 zum Maritime National Historic Park gehört. Das Boot ist schon von außen recht gewaltig - wie man sich ein U-Boot halt so vorstellt. Für 5 Dollar kann man vom 23. Mai bis 13. Oktober zwischen 9 und 20 (18 Uhr an Mittwochen) und in der restlichen Jahreszeit von 9 bis 18 Uhr (Freitags und samstags bis 20 Uhr) Uhr über völlig entstellende, aufgepfropfte Treppeneingänge ins Innere des Bootes hinabsteigen. Offenbar waren die Einstiegsluken für die voluminöseren Touristen (oder für die Einheimischen?) zu eng... Wahrscheinlicher handelte es sich bei den komischen schwarzen Kabinen aber nur um einen Regenschutz für die Luken. Die USS Pampanito war im Weltkrieg zwischen dem 15. März 1944 und dem 24. April 1945 sechs Mal auf Patrouille im pazifischen Seegebiet und hat dabei sechs japanische Schiffe versenkt, vier weitere beschädigt und 73 schiffbrüchige britische und australische Kriegsgefangene gerettet. Das knapp 95 Meter lange Boot hatte 80 Mann Besatzung (10 Offiziere) und schaffte 21 Knoten über Wasser und 9 untergetaucht. Aufgetaucht hatte sie einen Operationsradius von 20.000 Kilometern, unter Wasser 175 Kilometer bei 5 Knoten. Das ausgestellte U-Boot wurde restauriert auf den Stand von Sommer 1945.
Unscheinbar von außen... (355kb) |
... ist die Fabrikherkunft nicht zu verleugnen (267kb). |
Die alte Pfirsisch-Konservenfabrik von 1907 war einst die größte Fabrik ihrer Art weltweit. Erbaut wurde sie nach dem großen Beben von 1906, bei dem zahlreiche andere Fabriken der California Fruit Canners Association zerstört wurden. Man erwarb ein freies Grundstück an der Ecke Leavenworth und Beach Street, das damals direkt am Ufer der Bay lag und somit für den Transport der Früchte ideal geeignet war. Schon 1909 erreichte die Fabrik mit über 200.000 handverpackten Konservendosen pro Tag die Spitzenposition der Konservenabfüllungsindustrie. 2.500 Menschen waren dort beschäftigt. Während Männer die per Bahn angelieferten Pfirsischkisten in die Fabrik transportierten entfernten Frauen mit einem speziellen Messer die Kerne und schnitten die Pfirsiche in zwei Hälften. Danach wurden sie geschält, in Dosen verpackt und per Schiff oder Bahn zu den Endabnehmern verfrachtet. Die jetzt California Fruit Packers Association genannte Vereinigung wechselte ihren Namen in Del Monte, wonach heute der Häuserblock benannt ist (Del Monte Square). 1924 verlor die Cannery ihren direkten Zugang zur Bay, da der Jefferson Street Seawall errichtet worden war, um die Errichtung des Hyde Street Piers zu ermöglichen. Im Zuge der Depression wurde 1937 die Konservenproduktion eingestellt. Das Gebäude diente in der Folgezeit als Warenhaus für verschiedene Firmen bis es in den frühen 1960ern stillgelegt und zum Abriss bestimmt wurde.
Im Inneren hingegen... (320kb) |
... ist der Komplex sehr reizvoll (260kb). |
Der Innenhof von der Beach Street (313kb). |
1963 erwarb Leonard Martin das Backsteinhaus. Er wollte einerseits das historische Bauwerk erhalten und andererseits damit einen Platz schaffen, "for people to detach themselves from everyday hustle and bustle, in an environment reminiscent of the romantic marketplaces of Europe.". Das Aussehen der Fabrik sollte weitestmöglich erhalten werden, und so entstand ein dreigeschossiger Häuserblock mit Gängen und Brücken, die eine Vielzahl an exquisiten Geschäften, Restaurants und Unterhaltungsstätten beherbergte. Prägend für das heutige Erscheinungsbild war die Aufteilung der Fabrik in zwei Gebäude, die nun in der Mitte durch einen versetzten Korridor getrennt sind. Als die Cannery 1966 eröffnet wurde, war die Begeisterung groß. 1970 erhielt das Bauwerk gemeinsam mit dem Ghirardelli Square den Honor Award vom American Institute of Architects, was eine nationale Welle an Gebäuderestaurierungen auslöste. Auch heute noch ist die Cannery im Besitz der Familie Martin. Im Inneren finden sich ungeahnte Schätze: eine maurische Zimmerdecke aus dem 14. Jahrhundert und eine Halle aus dem 17. Jahrhundert, die von King James I. in Auftrag gegeben worden war.
Gemütliche Stimmung am Abend (707kb). |
Im Innenhof der Cannery (509kb). |
Am 16. März 2002 zerstörte ein enormes Feuer das benachbarte Haslett Warehouse. Über 10 Stunden brauchte die Feuerwehr, das Inferno zu löschen. Auch die Cannery wurde beschädigt; an mehreren hundert Stellen hatte das Dach Schaden genommen, Scheiben waren geschmolzen und durch Löschwasser entstand zusätzlicher Schaden. Doch entgegen weltweiter Medienberichten war die Cannery nicht abgebrannt. In der Folge wurde die Cannery gesperrt und aufwendig restauriert, ehe sie bald darauf wiedereröffnet wurde. Das The Argonaut Hotel, das aus dem Haslett Warehouse entstehen sollte und bei dessen Bauarbeiten das Feuer entstanden war, eröffnete im August 2003.
Das heutige Erscheinungsbild bietet nun in einer architektonisch sehr reizvollen Umgebung in Form einer europäischen Piazza eine Art Open-Air Marktplatz, der tagsüber von lokalen Entertainern mit Live-Musik, einem Gemüse- und Obstmarkt, einem Antiquitätenmarkt, gemütlichen und verträumten Straßenrandcafés, noblen Restaurants und exquisiten Boutiquen belebt wird. Es ist eine kleine City in der City, deren Flair nicht zuletzt von den Magnolien und den 130 Jahre alten Olivenbäumen im Innenhof profitiert.
Wir hatten in 2000 leider nicht genug Zeit, um uns hier länger als 10 Minuten aufzuhalten. Doch schon in 2003 kamen wir erneut nach Fishermans Wharf, denn wir hatten 6 Gutscheine für Ghirardelli Schokolade, die wir nur am Ghirardelli Square einlösen konnten. Auf dem Weg dorthin kamen wir zwangsläufig an der Cannery vorbei. Leider waren wir kurz nach 20 Uhr fast die einzigen Besucher in der Cannery. Das war einerseits günstig zum Fotografieren, andererseits konnte die Lokalität so menschenleer wenig von ihrem Flair vermitteln. Zwar hingen überall Lampions und Lichterketten, die eine vorweihnachtliche Stimmung erzeugten, es fehlte aber der beim letzten Besuch vorgefundene Trubel, die Menschen in den Cafés und Restaurants mit Live-Musik. Es war offenbar noch zu früh im Jahr, denn ehrlich gesagt hätte ich mich bei den bescheidenen Temperaturen auch nicht freiwillig mit einem kühlen Sam Adams nach draußen gesetzt.
(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten
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