Auf geht's ins Yosemite Museum (281kb). |
Eingang mit Holz-Tipi (366kb). |
Sequoia Baumscheibe mit historischen Ereignissen (420kb). |
Im Museumsinnenraum (190kb). |
Viele historische Fotos ergänzen die Artefakte (206kb). |
Das Yosemite Museum wurde am 29. Mai 1926 als eines der ersten des National Park Service eröffnet. Es beherbergt eine der größten Sammlungen im ganzen Nationalparksystem. Das erste auffällige Exponat ist eine mannshohe Baumscheibe eines Sequoias, die von außen rechts des Eingangs aufgestellt ist. In die unzähligen Jahresringe sind korrespondierende historische Ereignisse markiert. Bei der Schlacht von Hastings 1066 lebte der Baum beispielsweise schon über zweihundert Jahre; insgesamt ist er 996 Jahre alt geworden. Die Baumscheibe wurde 1919 aus einem im Mariposa Grove gefallenen Baum geschnitten.
Wertvolle filigrane Flechtkörbe (217kb). |
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Indianische Kleider (210kb). |
(254kb). |
Indianischer Federschmuck (200kb). |
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Winchester, Bogen, Schneeschuhe, Mocassins (200kb). |
Das komplette erste Stockwerk des Museums ist aus Naturstein gemauert. Dies war eine für die damalige Zeit gebotene Feuerschutzmaßnahme. Immerhin wurde das Museum mit dem Ziel errichtet, eine sichere Unterbringung für die vielen teuren und schützenswerten Artefakte zu schaffen. Mehrere geflochtene indianische Körbe wurden beispielsweise 1922 dem Museum gestiftet, die einen Wert zwischen 10.000 und 15.000 Dollar hatten. Diese Bauart mit den verwendeten natürlichen Materialien sollte prägend für den "rustic style" werden, den man in Nationalparks heute überall vorfindet. Außerdem fügt sich dieser Stil besonders behutsam in das natürliche Umfeld ein. Das Yosemite Museum war übrigens das erste Bauwerk in einem Nationalpark, das schon beim Bau als Museum konzipiert wurde.
Im Inneren des Museums werden auf ausgewählten Fotos die Miwok und Paiute Ureinwohner, die hier im Tal als Jäger und Sammler lebten, im Zeitraum von 1850 bis heute gezeigt. Über 100.000 historische Fotografien des Yosemite befinden sich im Besitz des Museums, wovon natürlich die überwiegende Zahl genauso wie die meisten Artefakte nicht öffentlich zugänglich sind - das würde den Rahmen sprengen. So beschränkt sich die Ausstellung auf einige ausgewählte Exponate, anhand derer man Leben und Alltag der Miwok und Paiute anschaulich nachempfinden kann. In Vitrinen sind kostbare geflochtene Körbe ausgestellt, prächtiger indianischer Federschmuck ist zu bewundern. Hier helfen die Fotos, indem sie den Kopfschmuck am Mann zeigen. In großen Schaukästen sind komplette Indianergewänder ausgestellt. An den Wänden hängen historische Waffen und zahlreiche weitere Artefakte - alles ist genau beschrieben und dokumentiert. Vieles kommt erstaunlich vertraut vor. Besonders die Gewänder ähneln auf den ersten Blick verblüffend der Hollywood-Version, sind dann bei näherer Betrachtung aber doch ganz anders und sehr viel kunstvoller und filigraner ausgeschmückt.
Vorführung der Handwerkskunst (293kb). |
Lokale Künstler und Mitglieder der Indian Cultural Exhibit demonstrieren zwischen 9 und 12 Uhr sowie
zwischen 13:30 und 16:30 Uhr die Handwerkskunst der Ureinwohner, indem sie beispielsweise einen Korb kunstvoll flechten.
Auch Perlenarbeiten und traditionelle Spiele werden gelegentlich vorgeführt. Als ich die Museumsräume besuche, sitzt in
einer Ecke ein junger Mann und bearbeitet konzentriert ein Holzstück mit einem Stein. Ich schaue ihm eine Weile zu und
frage dann vorsichtig, ob es ok wäre, dass ich ein Foto von ihm mache. Er bejaht freundlich, und schon kann ich die
Szene hier zeigen.
Lebensgroße Indianerstatue (223kb). |
Ein Diorama zeigt das Leben der Ureinwohner (212kb). |
Eine alte Frau flicht einen Korb... (234kb) |
... eine Mutter säugt ihr Kind (234kb). |
Das hintere Ende des Hauptausstellungsraumes ist etwas dunkler als der übrige Bereich. Hier gibt es ein großes Diorama hinter Glas zu bewundern, das in Lebensgröße und sehr plastisch eine Szene aus dem Leben der Ureinwohner zeigt. Eine ältere Frau flechtet einen Korb, eine junge Mutter säugt ihr Kind.
In einem Nebenraum des Museums gibt es während meines Besuchs eine Kunstausstellung. Hier ist Fotografieren verboten. Eine Mitarbeiterin überwacht das genauestens. Moderne Kunst ist offenbar wertvoller als historische Kulturgüter. Auch ein Book Shop ist vorhanden, der neben Literatur auch Produkte indianischer Handwerkskunst anbietet. Ich schlender kurz durch die Kunstwerke, die mir weitgehend zu abstrakt sind, und beende damit meinen Rundgang im Museumsgebäude. Hierzu muss ich anmerken, dass im Jahresverlauf hier wechselnde Ausstellungen zu sehen sind. Meine Eindrücke der Kunstausstellung sind somit nicht auf aktuelle Exhibitionen übertragbar. Die Hauptausstellung dürfte hingegen auch heute noch kaum verändert zu betrachten sein.
Hintereingang des Museums (261kb). |
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Hier beginnt der Lehrpfad durchs Indian Village (212kb). |
Blick zurück auf das Yosemite Museum (397kb). |
Erklärtafeln säumen den Weg (284kb). |
Hinter dem Museum führt ein kurzer Rundweg durch das abgesperrte Areal des Indian Village. Hier wurde an der Stelle, wo sich einst die größte Siedlung der Miwok im Yosemite Valley befand (Village of the Ahwahnee), ein indianisches Dorf aus den 1870ern rekonstruiert. Ausgangspunkt für den Weg ist der Hintereingang des Yosemite Museums. Wie bei einem Waldlehrpfad sind entlang des Weges kleine Erklärtafeln aufgestellt, die einerseits Einblicke in das Leben der Indianer gewähren, und andererseits die Pflanzen des Tales beschreiben, die von den Ureinwohnern seinerzeit genutzt wurden. Der Lehrpfad ist self guided, für 50 Cent (2009) kann man ein Booklet erwerben.
Tipi aus Zedernholz und Rinde (505kb). |
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Haus des Häuptlings (398kb). |
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Diese Tipis dienten eher als Unterstand (533kb). |
Versteckt zwischen Büschen und Bäumen stößt man beim Rundgang nach kurzer Zeit auf die Behausungen der Indianer, "umuucha" genannt. Diese wurden nach originalen Vorlagen nachgebaut. Es handelt sich hierbei hauptsächlich Tipi-förmige Gebäude, deren Wände jedoch nicht aus Stoff, sondern aus Zedernholz und Rinde gefertigt sind (wodurch sie keine Tipis im eigentlichen Sinne sind). Sie wurden von den Miwok-Ureinwohnern im Yosemite Valley aus einem Grundgerüst aus Kiefer- und Zedernholzstämmen errichtet, die mit Weinreben verschnürt wurden. Eine dreieckige Öffnung bildet den Eingang in die dunkle Behausung und gewährt so für Besucher einen Blick in die sehr bescheidene Unterkunft. Lediglich das Haus des Häuptlings ist aufwendiger gestaltet; es hat senkrechte Wände und eine Holztüre. Als Häuptling musste man schließlich Essen und Veranstaltungen für größere Menschengruppen ausrichten. Die Architektur war bereits stark europäisch geprägt. Entgegen weitläufiger Meinung dienten diese Hütten jedoch eher als Schutz für die Sommersonne und Unterstand bei Gewittern. Auch die Hausform entstand erst in jüngerer Zeit als Folge des Einflusses durch die europäischen Einwanderer. Auf den ältesten bekannten Fotos der Miwok sieht man mit Buschwerk bedeckte, kuppelförmige Behausungen.
(544kb). |
Eingang zum Ceremonial Roundhouse (277kb). |
Erklärtafel (523kb). |
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Mahlstein im Zentrum des Dorfes (473kb). |
Bemerkenswert ist das dem Häuptlingshaus gegenüberliegende Gebäude, das einen etwas größeren Eingang vorweist. Dieser ist mit einer Kette abgesperrt, an der ein Schild angebracht ist. Dieses erklärt, dass das Haus ("hangie" genannt) eine indianische Kultstätte sei. Das Betreten sei verboten, da dieser heilige Ort auch heute noch genutzt werde. Zu dem am Weg liegenden viereckigen Gebäude gehört noch der dahinter liegende Rundbau. Beides wurde in 1992 als Replik eines älteren Gebäudes von 1973 errichtet.
Tipis vor dem Yosemite Museum (550kb). |
Das Schwitzhaus (458kb). |
Tipis im Indian Village (405kb). |
Während ich dieses Schild lese gesellt sich ein Ehepaar zu mir und bittet mich, ein Foto von Ihnen vor diesem Gebäude zu machen. Natürlich komme ich der Bitte nach, muss mich aber zuerst mit der digitalen Kamera vertraut machen, die vermutlich ein Prototyp aus meinem Geburtsjahr ist. Das Display hat die Größe einer Briefmarke, sämtliche Beschriftungsaufdrucke sind längst verschwunden. Wie auch immer, vorsichtshalber mache ich zwei Fotos, und das Ehepaar bedankt sich freundlich. Der Mann beginnt nun überraschenderweise seiner Frau, die aus dem asiatischen Raum stammt, zu erklären, dass sie sich in dieser Kultstätte jedes Jahr träfen. Offenbar stammt er persönlich von den Ureinwohnern dieses Tales ab. Rein optisch hätte ich ihn eher aufgrund seiner stämmigen Statur als Bewohner der Inselgruppe Hawaii verordnet. Jedenfalls meint er, sie säßen dann in dieser Hütte, rauchten eine Pfeife und hätten "strong feelings". Als etwas abseits stehender Zuhörer bin ich beeindruckt. Wie wahrscheinlich ist es wohl, an einem Ort wie diesem auf einen direkten Nachfahren eben jener Menschen zu treffen, die hier einst lebten und denen das Museum gewidmet ist? Dass er bei seinen alljährlichen Treffen mit anderen Stammesangehörigen starke emotionale Gefühle empfindet, kann ich nur zu gut nachempfinden. Für ihn ist dies der authentische Ort seiner direkten Vorfahren. Hier saß vielleicht sein Urgroßvater. Wer von uns kann schon einen solchen Ort für seine Ahnen benennen? In unserer kurzlebigen Zeit sind viele alte Gebäude für immer verloren, und wenn es sie noch gibt, sind sie baulich verändert - sofern man überhaupt noch weiß, wo man suchen muss. Selbst bei aufwendiger Ahnenforschung konnte ich in meinem Fall nur bis zu meinen Urgroßeltern den Wohnort ermitteln. Die Lebensumstände, sprich den Alltag und den Beruf, konnte ich nicht mehr herausfinden. Das wird auch dem Indianer nicht anders gehen, aber immerhin hat er einen örtlichen Bezugspunkt und eine überlieferte Lebensweise. Dass einen bei einem Besuch an solchem Ort starke Gefühle beherrschen, ist mithin verständlich. Als ich weiter gehe verabschiede ich mich noch einmal bei den beiden.
Blick in ein umuucha (307kb). |
Meine Erkundungstour führt mich nun zu einem seltsamen Bau, der halb in den Waldboden eingelassen ist. Der österreichische Künstler und Architekt Friedensreich Hundertwasser hätte es nicht besser machen können. Ein Schild erklärt, dies sei ein Schwitzhaus - eine urtümliche Form einer Sauna sozusagen. Solle noch einer behaupten, die Finnen hätten's erfunden... Das Schwitzhaus wurde jedenfalls mit Eichenholz befeuert und von den Ureinwohnern vor der Jagd oder zu Heilzwecken aufgesucht. Nach ein bis drei Stunden in der Sauna trat der Tierjäger aus der Sauna und rieb sich mit Wermut oder anderen aromatischen Pflanzen ein, um seinen menschlichen Geruch zu reduzieren. So konnte er näher an seine Beute heranschleichen. Das hier ausgestellte Schwitzhaus, bestehend aus einem Rahmen aus Weihrauchzeder mit aufeinanderfolgenden Schichten von buckbrush, Wermut, Tannennadeln, Zedernrinde und Erde, wurde an der Stelle errichtet, wo schon einige zuvor erbaut wurden. Das erste schuf in den 1930ern Chris Brown (Chief Lemee) als Teil des in den späten 1920ern wieder errichteten Indian Village.
So endet mein Rundgang durch das Yosemite Museum und das Indian Village, das dank der unerwarteten Begegnung bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.
(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten