Der Namensgeber: ein besonders schöner Joshua Tree (404kb). |
Der Name Joshua Tree wurde später von einer Gruppe Mormonen vergeben, die die Mojave-Wüste 1850 durchquerten. Die einzigartige Gestalt des Baumes mit seinen dünnen, nach oben gerichteten Ästen erinnerte sie an die biblische Geschichte, in der im Buch Josua geschrieben steht: "Du sollst dem Weg folgen, der dir von den Bäumen gewiesen wird".
Die Existenz verdankt der Joshua Tree Nationalpark der ambitionierten Minerva Hamilton Hoyt, einer Bürgerin aus Pasadena, die in den 1920ern eine Kampagne zum Schutz der Region ins Leben rief. Nach vielen Jahren bürokratischen Kampfes wurde das Gebiet am 10. August 1936 schließlich von Präsident Franklin D. Roosevelt zum National Monument erklärt. 1984 wurde es ein Biosphere Reserve und schließlich mit der Verabschiedung des California Desert Protection Act 1994 zum Nationalpark.
Der Joshua Tree Nationalpark (damals noch ein National Monument) wurde 1987 einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als die Rockgruppe U2 das Erfolgsalbum "The Joshua Tree" veröffentlichte, dessen Cover eine sinnträchtige Schwarz-Weiß-Fotografie der Landschaft des Parks und der kennzeichnenden Bäume zeigt.
Zwei Wüsten und zwei große Ökosysteme, deren Eigenschaften sich in erster Linie durch die Höhenlage definieren, vereinen sich im Joshua Tree Nationalpark. Unterhalb 914 Meter gelegen umfasst die Colorado Wüste, ein Teil der Sonora Wüste, den Ostteil des Parks und zeigt natürliche Gärten des Kreosot-Strauches, Ocotillo und Cholla Kaktus, Opuntien und Perückensträuchern. Die höhere, feuchtere und ein bisschen kühlere Mojave-Wüste ist das spezielle Habitat des Joshua Trees, der auch nur in der Nordwestecke des Parks zu finden ist. Er bildet mit seinen skurrilen und verwachsenen Ästen einen perfekten Kontrast zu den zahlreichen in der Landschaft verteilten, rundgeschliffenen Granitfelsen. Doch wie sind diese entstanden?
Ein Ocotillo im südlichen Park (344kb). |
Geologen gehen davon aus, dass die heutige Gestalt des Parks sich schon vor rund 100 Millionen Jahren entwickelte. Flüssige Magma drängte seinerzeit aus der unter dem Park verlaufenden Pinto-Mountain Verwerfung nach oben und kühlte rund 24 Kilometer unterhalb der Erdoberfläche ab. Diese Einschlüsse aus Tiefengestein bestehen aus Monzogranit. Horizontale und vertikale Risse entstanden durch zahlreiche Erdbeben in den folgenden Jahrmillionen, aber auch durch Erosion der über ihnen gelagerten, 1,6 Milliarden Jahre alten Erdschicht aus Gneis. Das Eindringen von Wasser in diesen Rissen führte zur allmählichen Umwandlung der kleineren Gesteinsbrocken in Sand und Lehm, welche wiederum die kantigen Granitfelsen zunehmend in ihre jetzige rundliche Form schliffen. Dies geschah alles noch unter der Erdoberfläche. Erst als arides Klima einsetzte und Flash Floods die Lehmschicht wegwusch, traten die Felsen an die Erdoberfläche und lagerten sich aufeinander ab.
Zusätzlich zu Baumwäldern von Joshua Trees schließt der Westteil des Parks auch einige der interessantesten geologischen Formationen der kalifornischen Wüsten ein. Fünf Oasen mit Washington-Palmen (fan palms) sind über den Park verteilt und zeigen jene wenigen Gebiete an, wo Wasser natürlich vorkommt und die Tierwelt im Überfluss vorhanden ist.
Noch ein einsamer Joshua Tree (398kb). |
Während sie zunächst leblos erscheinen mag, bietet die Wüste doch einer Myriade von Lebewesen, die während des Abends und früh an Morgen aktiv werden, einen Lebensraum. Kojoten (coyotes) kann man in der Nähe der Parkstraßen auf ihren Patrouillen sehen. Amerikanische Hasen (jackrabbits) und die schüchternen Känguru-Ratten (kangaroo rats) erscheinen an den Abenden aus ihren Bauten, um Futter zu suchen. Rotluchse (bobcats) werden weniger oft gesehen, aber ein Reisender kann mit etwas Glück die Silhouette eines Luchses gegen das Mondlicht erkennen. Vögel im Park umfassen den Kaninchenkauz (burrowing owl), Geier (vultures), Steinadler (golden eagle), und Erdkuckucke (roadrunner). Eidechsen (lizards), Taranteln (tarantulas) und Klapperschlangen (rattlesnakes) können unter den Felsen gefunden werden.
Ein Joshua Tree vor Granitkulisse (291kb). |
Diese Skulptur könnte von Dali sein (214kb). |
Eine Wüstenpflanze (357kb). |
Die Tage sind mit weniger als 25 Prozent Feuchtigkeit normalerweise klar. Die Temperaturen sind im Frühling und Herbst mit Durchschnittswerten zwischen 29 und 10 °C am angenehmsten. Der Winter bringt kühlere Tage mit Temperaturen um 15 °C und eiskalte Nächte. Es schneit gelegentlich in höheren Lagen. Die Sommer sind während des Tages über 38 °C heiß und kühlen sich bis zu den frühen Morgenstunden kaum unter 24 °C ab. Übliche Tageshöchstwerte liegen dann bei 50 °C.
Vom Westen erreicht man den Park über den Interstate 10 und Highway 62 (Twentynine Palms-Highway). Die beiden Nordeingänge zum Park befinden sich in Joshua Tree Village und der Stadt Twentynine Palms. Wer von oder nach Los Angeles fährt, durchfährt den Joshua Tree Nationalpark am besten zwischen diesen beiden Zugängen auf dem sogenannten Park Boulevard. Dieser führt durch das Queen- und das Lost-Horse-Valley, vorbei an den fantastischen Granitformationen der Jumbo Rocks, durch das Hidden Valley - ein legendäres Versteck von Viehdieben im 19. Jahrhundert - und das Wonderland of Rocks, einem beliebten Klettergebiet. Der Südeingang in Cottonwood Springs, das 40 Kilometer östlich von Indio liegt, kann von Osten wie Westen über den Interstate 10 erreicht werden und ist eigentlich nur interessant, wenn man Richtung San Diego und dem Anza Borrego Desert State Park unterwegs ist. Der südliche Parkteil bietet gemessen am Nordteil wenig Sehenswertes. Diese Straße durch den Park nennt sich Pinto Basin Road und trifft kurz vor dem Oasis Visitor Center bei Twentynine Palms auf den Park Boulevard.
Unterwegs im Wonderland of Rocks (352kb). |
Blick von Keys View nach Süden (311kb). |
Wie in jedem Nationalpark der Vereinigten Staaten gilt auch im Joshua Tree der Annual Pass, der freien Zutritt gewährt. Ohne diesen hat man die Möglichkeit, entweder einen Jahrespass nur für den Joshua Tree für $30 zu erwerben, für $15 einen Pass für ein Fahrzeug für 7 Tage oder für $5 ein Walkin-Permit zu kaufen, was ebenfalls 7 Tage lang gültig ist. Letztere Optionen dürften jedoch für Touristen nur dann ernsthaft in Frage kommen, wenn man den Urlaub nur in Kalifornien verbringt.
Die Hauptstraßen durch den Park sind geteert und in einem sehr guten Zustand. Mehrere dirt roads können auch durch Autos passierbar sein, obwohl häufig Allradantrieb und eine hohe Bodenfreiheit verlangt werden. Bei Interesse kann man den gegenwärtigen Straßenzustand bei den Ranger-Stationen nachfragen.
Es gibt zahlreiche Wege überall im Park. Man sollte sich aber immer vor Augen halten, dass man sich in einer Wüste befindet, auch wenn man dies im klimatisierten Auto gerne und leicht vergisst. Wenn man also aussteigt und eine kleine Wanderung unternehmen möchte, und sei es nur für 10 Minuten, ist Sonnenschutz und natürlich ausreichend Trinkwasser obligatorisch. Wer ein Mountain Bike dabei hat, findet hier ideale Bedingungen - auf den Wegen versteht sich. Auch hierbei sollte man vorher die Ranger kontaktieren, denn der Naturschutz wird streng überwacht.
Bei Jumbo Rocks werden die entstehungsgeschichtlich wichtigen vertikalen Risse im Fels besonders deutlich (357kb). |
Steine und Wüstenvegetation - eine tolle, surreale Mischung (323kb). |
Der Park ist eines der populärsten Klettergebiete der Welt, mit mehr als 4.500 Routen, die eine breite Palette an Schwierigkeitsgraden bieten. Man muss jedoch beachten, dass es strenge Regularien gibt, ob ein Aufstieg innerhalb der Wildnis erlaubt ist oder nicht. Auch hier hilft nur die Konsultation der Ranger.
Die sonderbaren Gestalten des Joshua Trees sowie die dramatische Geologie und Wüstenlandschaft machen den Park zu einem beliebten Ziel für Fotografen. Wie an vielen Orten ist der frühe Morgen und der späte Abend die beste Zeit für Fotos. Dann ist der Wüstenboden vom roten Licht der tief stehenden Sonne überflutet und alles wirkt mystisch und irreal.
Dienstleistungen innerhalb des Parks sind sehr beschränkt, aber Essen, Benzin und Vorräte kann man außerhalb des Parks kaufen. Alle drei Visitor Center verfügen über Book stores, die Postkarten, Poster und Bücher vom lokalen Interesse verkaufen. Wasser ist an allen Visitor Center und zwei Campingplätzen verfügbar, und das Oasis Visitor Center in Twentynine Palms verkauft auch Getränke. Städte außerhalb der Parkgrenzen bieten zusätzliche Optionen für die Erfrischung an. Ansonsten gibt es keine Unterkünfte, Restaurants oder Geschäfte im Park. Diese findet man entweder nördlich entlang des Highway 62, oder in den Städten östlich und westlich des Parks entlang des Interstate 10.
Dafür findet man jedoch viele wunderschöne Campingplätze innerhalb des Parks, aber diese füllen sich häufig kurz vor Sonnenuntergang, besonders an den Wochenenden. Unglücklicherweise gibt es seit 2005 keine freien Stellplätze mehr. Die Kosten pro Nacht sind aber sehr niedrig. Die meisten Campingplätze haben kein fließendes Wasser und nur Plumpsklos in Form von chemischen Toiletten, weshalb sie nur $10 pro Platz kosten. Nur Black Rock und Cottonwood verfügen über Wasseranschluss mit Wasserspülungstoiletten und kosten daher $15 pro Nacht. Der Indian Cove Campground hat Wasseranschluss an der Ranger Station. Alle Campingplätze sind ganzjährig offen und können über die Nationalparkverwaltung vorreserviert werden. Während der Woche sind üblicherweise genügend Stellplätze frei, an Wochenenden hingegen nicht. Beachten sollte man außerdem, dass man Holz für die Feuerstellen nicht vor Ort kaufen kann, sondern mitbringen muss.
Für Backcountry-Camping sind Erlaubnisse erforderlich, die man an den Besucherzentren erhalten kann. Backcountry Campingplätze müssen mindestens eine Meile (1,61 Kilometer) von der Straße, 150 Meter von jedem Weg und 400 Meter von einer Wasserstelle entfernt sein. Dazu trägt man sich in einem der 12 Backcountry Boards mit Namen ein, die sich jeweils an den Ausgangspunkten der meisten Wanderwege befinden, und lässt das Auto stehen. Das Camping in trockenen Flussläufen (washes) wird wegen der möglichen Gefahr einer Flash Flood nicht empfohlen. Diese treten vor allem im östlichen Teil des Parks im Pinto Basin auf. Trinkwasser muss man selbst mitnehmen, da die natürlichen Wasserquellen beschränkt und für die lokale Tierwelt vorbehalten sind. Offenes Feuer ist auch verboten, und kochen sollte man nur mit tragbaren Campingöfen.
Trotz Idylle: im Boden findet man gelegentlich kleine Löcher, in denen Taranteln wohnen (375kb). |
So üppig stellt man sich die Wüste eher nicht vor (428kb). |
Die bei weitem größte Gefahr in diesem Park ist das Wetter. Wegen der Wüstenlage wird es während des Tages sehr heiß, und die Temperaturen können während der Nacht auf den Gefrierpunkt fallen. Wandern ohne entsprechendes Trinkwasser kann schon nach kurzer Zeit zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. Eine Gallone pro Person pro Tag ist die minimale empfohlene Menge. Sonnenbrillen schützen die Augen vor der auch vom Boden abgestrahlten Helligkeit, die Kleidung sollte man in Schichten tragen. Man muss sich bewusst sein, dass selbst ein winziger Regenschauer Flash Floods verursachen kann; Felsschluchten und Abflussgebiete sollte man bei zweifelhaftem Wetter meiden.
Andere Gefahren innerhalb des Parks umfassen Klapperschlangen, aufgegebene Gruben, und die zahlreichen stacheligen und dornigen Wüstenpflanzen. Im Allgemeinen können Schlangen vermieden werden, indem man sich umsichtig in den felsigen Gebieten bewegt und immer genau schaut, wo man hintritt, sich festhält oder hinsetzt. Macht man dennoch die Bekanntschaft mit einem Exemplar sollte man stehen bleiben und sich langsam rückwärts von der Schlange wegbewegen. Verlassene Bergwerksschächte können überall im Park gefunden werden, und während die meisten versiegelt worden sind, gibt es doch noch einige offene, die aufgrund fehlender finanzieller Mittel noch nicht entsprechend gesichert werden konnten. Die meisten sind mehr als 100 Jahre alt und äußerst gefährlich. Schlangen, Spinnen, Skorpione, Wasser und giftige Dämpfe gepaart mit morschem Holz sollten von einem Besuch dringendst abhalten.
Überall liegen rundgeschliffene Granitfelsen herum (388kb). |
Ein wunderschöner Nationalpark, der leider unter dem Smog von Los Angeles leidet (380kb). |
Der südliche Parkeingang (272kb). |
Eine gerne von Touristen aufgrund fehlender Vorkenntnisse schmerzhaft erlebte Unannehmlichkeit in der Wildnis sind die Jumping Cacti. Das sind Kakteen, deren stachelbesetze Bälle die Wanderer im Vorbeigehen anzuspringen scheinen und klettengleich an ihnen hängen bleiben. Die Entfernung des Kakteenballens ist ziemlich schmerzhaft und mitunter blutig. Sicherheitshalber sollte man also etwas Abstand von diesen Kakteen halten, die auch der Laie an ihren Stachelbücheln erkennt. Noch gefährlicher sind jedoch die zum Klettern einladenden rundlichen Felsformationen, aus denen immer wieder Touristen befreit werden müssen, weil sie zwar hinauf können, aber keinen sicheren Weg mehr hinab finden. Wenn Ihr also einen solchen Felsen erklettern wollt, überlegt Euch vorher, ob Ihr auch wieder herunter kommen würdet. Halt hat man so gut wie nirgendwo, und rutschig sind die Felsen je nach Schuhwerk auch. Die Wüste ist kein guter Ort, um sich einen Fuß zu verstauchen. Verzichtet lieber auf eine zugegebenermaßen tolle Aussicht und sucht einen einfacheren Weg, sprich Felsen - oder begnügt Euch mit dem Blick von unten.
Das Besondere am Joshua Tree ist der Umstand, dass man hier wie an kaum einer anderen Stelle die einzigartige Wüstenlandschaft hautnah erleben kann. Während man in anderen Wüstenregionen wie dem Death Valley großteils nur hindurchfährt und aufgrund der Hitze allenfalls kurze Stopps einlegt, kann man im Joshua Tree dank der weit verstreuten und vor allem im Nordteil des Parks allgegenwärtigen Granitfelsen durchaus ausgiebig unter freiem Himmel verweilen. Im Schatten der Felsen ist man vor der prallen Sonne geschützt und kann auf einem der zahlreichen Campgrounds wunderschön picknicken. Was man sich auch nicht entgehen lassen sollte, ist die absolute Ruhe im Park. Wenn man das Glück hat, während der Woche im Joshua Tree zu sein, sollte man sie genießen und mal alleine mit sich und der weiten, unberührten Natur ein paar Minuten in sich gehen. Das ist wirklich ein einzigartiges Erlebnis, das man hierzulande als Städter allerhöchstens zwischen 2 und 5 Uhr nachts erleben kann.
(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten
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