Sausalito Houseboats - Schwimmende Hausboote in der San Francisco Bay

Hausboote, Sausalito, Kalifornien
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Hausboote am Issaquah Dock (344kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Das A Dock (242kb).

Vielleicht nicht die spektakulärste, aber doch eine besondere Attraktion Sausalitos sind die Hausboote. Diese befinden sich ganz am nördlichen Ende des Bridgeway. Kurz bevor dieser auf den Highway 101 bzw. Highway 1 trifft, biegt man rechts auf die Gate 6 1/2 Road ab. Hier bieten sich auch direkt zahlreiche Parkmöglichkeiten. Da Sausalito aber nicht die größte Stadt ist, kann man auch problemlos zu Fuß herspazieren, wobei man jedoch zumindest kurz vor den Hausbooten am vielbefahrenen Bridgeway entlang laufen müsste. Auch sollte man sich vorher den Standort auf einer Karte anschauen, denn - so ging es uns - zu Fuß ist man schnell der Überzeugung, man habe die Hausboote übersehen da sie wirklich fast schon außerhalb Sausalitos liegen und es auf dem Weg vom Ortszentrum dorthin entlang der Küste fortlaufend Jachthäfen und Piers gibt.
Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Der Eingang zum Issaquah Dock (230kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Dem Charme der Anlage erliegt man sofort (277kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Schon der Steg ist eine Augenweide (277kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Bootsanlegestelle zwischen den Hausbooten (249kb).

Werfen wir zunächst einen kurzen Blick in die Geschichte der Hausboote, die stark von den besonderen Lebensumständen im Großraum San Francisco geprägt ist. Alles begann um die Jahrhundertwende, als viele Bewohner San Franciscos Boote in der Bay als eine Art Sommerdomizil verankerten. Beliebter Lageplatz war die Belvedere Lagoon zwischen Sausalito und Tiburon am östlichen Rand der Richardson Bay. Mit Ruderbooten erreichten sie ihre Hausboote, unter denen sich auch einige Clubs befanden. Die benötigten Vorräte wurden regelmäßig per Schiff angeliefert. Bei dem schweren Erdbeben von 1906 verloren dann viele ihr Haus in der Stadt und zogen notgedrungen in ihre Zweithäuser auf dem Wasser. Sie brachten diese nun an die Küste Sausalitos, um einen leichteren Zugang zu haben. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Großteil von Sausalitos Küste in Schiffswerten umgewandelt. Hier wurden Liberty Schiffe hergestellt, die als preiswertes Massenprodukt die Antwort auf den U-Bootkrieg im Atlantik waren. Die heute noch vorhandenen Straßennamen Gate 5, Gate 6 etc. stammen noch aus jener Zeit und wiesen den einzelnen Zugang zu den Fabrikationsstätten. Nach dem Krieg wurden die Werkstätten geschlossen und das Baumaterial zurückgelassen. Nun begannen einige, sich mithilfe dieser herrenlosen Materialien vor dem ungenutzten Ufer ein preiswertes Domizil zu errichten, denn Grundbesitz brauchte man für so sein schwimmendes Haus ja nicht. In den 1960ern, in der Ära der Hippies und Beatniks, ließen sich zudem einige Künstler hier nieder, genossen diese außergewöhnliche Wohnform und zogen damit weitere Aufmerksamkeit auf die Hausboote. In den 1970ern entschied sich Sausalito schließlich, das ungeordnete und teilweise heruntergekommene marine Wohnviertel zu organisieren, und schaffte elf Docks für schwimmende, nicht navigierbare Hausboote. Viele der bisherigen Bewohner verbrachten ihre Hausboote zu den neuen Anlegestellen. Doch einige widersetzten sich, was zu Auseinandersetzungen führte. Letztlich gab man den Querulanten jedoch nach und toleriert seither ihre "illegalen" Hausbootsiedlungen, darunter einige an Land und andere mitten in der Bay.

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Blick Richtung Sausalito (234kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Eines der chic herausgeputzten Häuser, das Painted Whale (231kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Hier macht das Issaquah Dock einen kleinen Linksknick (304kb).

Für eine kurze Inaugenscheinnahme parkten wir unser Auto an der Gate 6 Road, einer Seitenstraße, und begannen unsere Erkundungstour. Vom schmucken Eingang des Issaquah Dock angelockt spazierten wir zielstrebig die kleine Rampe empor und durchschritten das Tor zu dem wohl interessantesten der Piers. Direkt begrüßte uns ein netter, älterer Herr, offensichtlich ein Anwohner. Unsicher, ob wir hier einfach so hereinspazieren durften - immerhin ist es ja ein reines Wohngebiet -, fragten wir ihn, ob dies gestattet sei. Er meint daraufhin, man brauche da wohl einen Besucherschein vom Waldo Point Harbor, aber er drücke mal ein Auge zu und fügte grinsend hinzu: "As long as you are not Riff Raff." Natürlich sind die Hausboote frei und ohne diesen ominösen Schein zugänglich. Den Pass braucht man nur zum Parken, weil man sonst abgeschleppt werden kann. Das jedoch juckte mich wenig, denn ich hatte ja den roten Freiparkschein des DMV. Unabhängig davon sollte man sich bei einem Besuch vor Augen halten, dass man den Anwohnern quasi vor der Nase herumläuft und sich entsprechend leise und freundlich verhalten. Hunde sind übrigens auf einigen Docks nicht erlaubt.

Beginnen wir mit dem Rundgang auf dem holzbeplankten Pier. Zunächst fällt auf, wie sauber und ordentlich hier alles aussieht. Man merkt deutlich, dass die Hausboote außerordentlich gepflegte Domizile sind, deren Besitzer - traditionell meist Künstler - besonderen Wert auf die Einzigartigkeit ihrer Behausung legen. So erblickt man eine Vielzahl architektonisch aufwendig gestalteter Boote. Zwischen 65 und 70 liegen hier ständig fest vor Anker - insgesamt sind es 245. Einige haben ein gestalterisches Thema, andere sind einfach nur hübsch anzusehen. Oftmals ertappt man sich dabei, herausfinden zu wollen, ob das Haus wirklich schwimmt - denn so offensichtlich sieht man den Rumpf meist nicht.

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Hinten sieht man das Liberty Dock (174kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Hier sieht man, dass man sich mitten in der Bay befindet (261kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Die Hausboote haben alle Strom-, Kanal-, Wasser- und Telefonanschluss (287kb).

Der relativ schmale Pier ist zu beiden Seiten mit einem Holzzaun abgesichert, in dem Gartentore oder Holzstege den Zugang zu den einzelnen Hausbooten gewähren. Einige haben einen kleinen Vorgarten, mit Blumen oder anderem Zierat. Auch Dachgärten, Balkone und eigene kleine Bootsstege sind mehrfach zu finden. Ansonsten ist der ganze Pier beidseits mit einer ganzen Phalanx aus Blumentöpfen verziert, die alle unterschiedliche, farbige Pflanzen schmücken. Einige Bänke unterbrechen die Blumenpracht; es ist ein lang gezogener, kleiner, bunter Park. Das Ambiente ist wirklich sehr ansprechend, und man muss wohl kein Aussteiger, Hippie oder Künstler sein, um sich hier wohlzufühlen.

Zwischen den einzelnen Hausbooten hat man immer wieder einen freien Blick auf parallel verlaufende Piers mit anderen Hausbooten, die Bay und die Hügelketten im Hintergrund.

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Das vielleicht schönste Haus am Issaquah Dock (350kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Das Ende des Docks ist abgesperrt (296kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Ein einsames Hausboot mitten in der Bay (235kb).

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Hier sehen wir ein ganz modernes Hausboot (220kb).

Kurz vor dem Ende des Issaquah Docks knickt dieser nach rechts ab, das hintere Ende ist abgesperrt. Hier fällt mein Blick auf ein Hausboot, das nicht an einem Pier angedockt hat, sondern mitten in der Bucht vor Anker liegt. Das erinnerte mich irgendwie an Tom Sawyer...

Einige der Hausboote kann man übrigens mieten, allen voran das Ameer oder das Haus von Eugene Mihaly. Das Ameer kostet von April bis Oktober pro Tag 425 Dollar (bis 4 Personen, 10-15 Dollar je weitere Person, 3 Nächte Mindestaufenthalt), ansonsten 325 Dollar. Das Mihaly-Haus kann man offenbar nur für 1.475 Dollar pro Woche zzgl. 105 Dollar Reinigungsgebühr mieten (alle Preise aus 2010). Somit wäre zumindest das Ameer eine Überlegung wert, wenn man das Besondere sucht und mal nicht in einem Standard-Motel nächtigen möchte.

Wer einen Rundgang mit Erklärungen wünscht, hat an Wochenenden um 12:30 Uhr die Gelegenheit, an einer geführten, dreistündigen Tour für 50 Dollar pro Person teilzunehmen. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite der Sausalito Wooden Boat Tour.

Hausboote, Sausalito, Kalifornien

Dieses Modell ähnelt einer Almhütte (348kb).

Jährlich findet außerdem die Sausalito Houseboat Tour Ende September statt. Ursprünglich war sie gedacht, um Gelder für Anwälte zu erhalten, die die Interessen der Hausboot Community in ihrer Gründerzeit vertraten. Heute ist die Hausboot-Tour ein reines Fun Event mit Ausstellungen der lokalen Künstler und Musik, bei dem man die Gelegenheit hat, auf eigene Faust einige der Hausboote exklusiv zu besichtigen und einen schönen Tag zu verbringen. So konnte man in 2009 zwanzig Hausboote der Kappas Marina besichtigen. Wie jedes Jahr befanden sich wieder zahlreiche Dozenten an Bord, die über das tägliche Leben berichteten und Fragen der Besucher beantworteten. Der Eintritt kostet 40 Dollar pro Person (2010).

Insgesamt fand ich den Besuch kurzweilig, sehr angenehm und mit zwanzig Minuten Zeitaufwand für die Besichtigung selbst mehr als lohnend.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten

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