Reiseplanung Routenplanung Streckenführung Reiseroute Tagesabschnitte

Eine weitverbreitete Methode, seine erste individuelle Reiseroute zu erstellen, besteht darin, sich die Reiserouten namhafter Reiseveranstalter anzuschauen. Gerade im Bereich Busrundreisen bietet fast jeder Veranstalter verschiedene Touren an, die in den Reisekatalogen abgebildet sind und von daher eine vermeintlich gute Orientierung bieten. Sich daran zu orientieren bringt aber meiner Meinung nach nur Nachteile mit sich. Man muss nämlich bedenken, dass diese Routen oftmals nicht so sehr nach den Sehenswürdigkeiten geplant sind, die ja das eigentliche Ziel einer Rundreise sein sollten, sondern nach günstigen Übernachtungsmöglichkeiten. Diese liegen verständlicherweise etwas abseits, also im preisgünstigeren Umland, und längere Aufenthalte vor Ort sind aufgrund dessen auch meist nicht eingeplant. Diese Routen fallen also eher in die Kategorie: Anreisen, Fotostopp, Weiterfahren. In das vorgegebene Hotelraster sind dann so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich integriert; eine nicht wirklich ideale Sache.

Ihr solltet einfach etwas Zeit investieren und selber planen, mutig an die Sache herangehen und Euch gründlich informieren. Letzteres macht Ihr ja gerade, aber natürlich ist mein Projekt nur eines von vielen, und vielleicht sehe ich einige Dinge auch ganz anders als andere. Daher kann ich immer nur raten, sich auch andere Seiten zu diesem Thema anzuschauen.

Im Folgenden versuche ich, Euch die einzelnen Planungsschritte zu erklären, die ich für sinnvoll erachte.

Das Wichtigste ist tatsächlich Zeit. Ohne ausführliche Planung ist eine Individualreise in ein Land mit einem solch reichhaltigen Angebot an Highlights auf einer solch gewaltigen Fläche nur möglich, wenn Ihr bereits dort gewesen seid. Nach dem ersten Urlaub hat man schon ein Gefühl für die Entfernungen und Zeiten entwickelt und kennt die ganzen Formalitäten. Aber auch dann kann eine gute Vorbereitung nicht schaden. Neulinge sollten aber auf jeden Fall keine Mühen scheuen, sich zu informieren. Außerdem ist ja bekanntermaßen die Vorfreude eine der schönsten, und die wird während der Planungsphase reichlich genährt.

 

1. Reiseziele und Streckenlänge festlegen

Ich empfehle als ersten Planungsschritt, sich die wichtigsten Besuchsziele zu notieren. Damit meine ich nicht jeden einzelnen Canyon oder Nationalpark sondern die wirklichen Eckpunkte oder Highlights der Reise. Sagen wir beispielsweise San Francisco, Las Vegas und Grand Canyon. Abhängig von der Reisedauer (absolutes Minimum sind meiner Meinung nach 14 Tage) sollte man dann den Radius der Rundreise bestimmen, innerhalb dessen man sich bewegt bzw. bewegen kann.

Dies ist relativ leicht zu bestimmen, denn der Ausgangspunkt ist ja in jedem Fall einer der größeren Flughäfen der Region, und die geographischen Begebenheiten grenzen das für Touristen interessante Gebiet ebenfalls recht eindeutig ein. Da San Francisco und Los Angeles an der Küste liegen ergibt sich von dort aus eine Ausdehnung für einen zweiwöchigen Urlaub in dem Dreieck San Diego, San Francisco, Grand Canyon, für einen dreiwöchigen Aufenthalt San Diego, San Francisco, Arches Nationalpark. Ab vier Wochen kann man sich bis Mesa Verde vorwagen. Dies gilt auch, wenn man in Las Vegas seine Reise beginnt.

Neben dem Radius ist eine weitere wichtige Eckmarke die Länge der Reiseroute. Bei 14 Tagen sind 3.000 km ein guter Richtwert, bei 21 Tagen 5.000 km. Natürlich hängt das davon ab, wieviele Tage Eurer Reise Ihr unterwegs seid. Das wiederum ist ein ganz individueller Wert. Der eine möchte eben lieber 5 Tage in San Francisco und 5 Tage in Las Vegas verbringen, der andere ist der große Naturliebhaber und bleibt nur die nötigste Zeit in den Städten. Dennoch, die gefahrenen Kilometer stecken einem natürlich so oder so in den Knochen, von daher sind die Kilometerwerte schon eine Maßgabe, von der man nach oben nicht zu sehr abweichen sollte, denn sonst wird auch bei den üblicherweise idealen Straßen- und Verkehrsverhältnissen der Urlaub zur Anstrengung. Plus 10-20 % sind aber sicher noch hinnehmbar - wenn man mindestens zwei Fahrer hat, die sich abwechseln können.

 

2. Grobe Streckenführung

Ihr kennt also nun den ungefähren Radius und die maximale Streckenlänge. Jetzt kann die eigentliche Planung beginnen.

Was Ihr braucht ist gutes Kartenmaterial bzw. eine Kartensoftware, wobei an diesem Punkt eine echte Papierkarte einen besseren Überblick verschafft. Falls Ihr noch keine besitzt könnt Ihr zum Beispiel hervorragende Karten beim ADAC kostenfrei bestellen (Tourset) - sofern Ihr Mitglied seid. Üblicherweise ist aber in jeder Verwandtschaft irgendwer im ADAC...

Markiert nun den Startpunkt Eurer Reise und die von Euch gewählten unbedingten Besuchsziele. Der nächste Schritt ist, mit Hilfe der Straßenkarte zu ermitteln, wie man diese Punkte durch das Highwaynetz verbinden kann. Hier muss man wissen, dass ein Highway oft nicht viel mehr als eine Landstraße ist. Daher sollten zunächst die tatsächlich mehrspurigen Interstates unbedingt Vorrang haben. Später kann man diese immer noch durch langsamere, kurvenreichere oder landschaftlich schönere Abschnitte ersetzen. Grob könnt Ihr so jedenfalls eine erste Streckenlänge schätzen.

 

3. Route optimieren

Je nachdem, wie nahe Ihr bei dieser ersten Route an die Grenzwerte der Streckenlänge herankommt könnt Ihr nun beginnen, die Strecke auszudehnen oder zu optimieren. Ausdehnen ist natürlich wesentlich einfacher. Schaut einfach links und rechts der Strecke nach Sehenswürdigkeiten wie Nationalparks, Städten oder Canyons und baut sie in die Route ein. Haltet aber immer die Gesamtlänge im Auge.

Wie findet man heraus, welche Orte am Streckenrand einen Besuch lohnen? Nun, hier ist das Internet eine wunderbare Hilfe. Suchbegriffe wie "Reisebericht" und die Orte der Wahl sollten genügend brauchbare Ergebnisse liefern. Man schaut und liest, wie andere den entsprechenden Streckenabschnitt gemeistert haben und was sie darüber berichten - auf Seiten wie dieser zum Beispiel. Dabei würde ich private Seiten und Reiseberichte absolut bevorzugen. Wie gesagt, die kommerziellen Anbieter haben für ihre Streckenwahl andere Motive und werden sich sicherlich auch nicht im nachhinein selbst kritisieren wenn es nicht ganz reibungslos geklappt hat oder sich das hochgepriesene Restaurant als Hotdogbude entpuppte. Ein weiterer nützlicher Recherche-Tipp: Möchte man mehr über einen Ort erfahren reicht die Eingabe des Ortsnamens meistens nicht, um in der Suchmaschine brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Ergänzt man die Suchbegriffe durch das schöne Wort "und", reduziert sich die Trefferliste auf die deutschen Seiten denn "und" hat zwei Vorteile: es ist ein rein deutsches Wort und es kommt in fast jedem Satz vor.

Die Optimierung besteht aus zwei Schritten, die beide mit Recherche verbunden sind. Zunächst müsst Ihr herausfinden, ob es für einen Streckenabschnitt irgendwelche Beschränkungen gibt. Ein gutes Beispiel (normalerweise auch das einzige Problem) ist der Tioga Pass, die eigentlich optimale Verbindung zwischen Yosemite und Death Valley. Dieser führt aber auf über 3.300 Meter hinauf und kann daher zwischen September und Mai gesperrt sein. Die Alternative wäre ein riesiger Umweg in einem weiten südlichen Bogen über Bakersfield und Lone Pine. Neuralgische Punkte sind also in jedem Fall zwischen Herbst und Frühjahr Passstraßen. Auch sollte man bedenken, dass sich weite Teile des Südwestens auf Hochplateaus befinden, die an sich schon über 1.500 Metern gelegen sind und folglich im Winter problematisch sein könnten. Selten ein Problem, dafür aber zu jeder Jahreszeit möglich, ist der Küstenhighway 1. Hier kann es immer wieder zu Straßenschäden durch den Pazifik kommen, die durchaus Teilsperrungen nach sich ziehen können.

Der zweite Schritt ist die Wahl der Streckenführung. Ihr sucht am besten verschiedene Streckenalternativen zwischen zwei Orten, versucht im Internet oder sonstwie herauszufinden, welche davon problematischer bzw. welche schneller oder landschaftlich schöner ist und entscheidet Euch dann. Auf die Weise kennt Ihr auch schon Ausweichstrecken, falls nachher vor Ort Sperrungen vorliegen (das ist allerdings im autofreundlichen Amerika sehr unwahrscheinlich).

Zwei Beispiele: Wenn Ihr von Las Vegas zum Grand Canyon fahrt seid Ihr auf dem Interstate 40 sicherlich am schnellsten am Ziel. Alternativ könnte sich aber zwischen Kingman und Seligman ein Abstecher auf die legendäre Route 66 lohnen. Das ist kein allzu großer Umweg, lockert aber erstens die ansonsten öde Strecke auf, führt an meinem immer wieder gerne empfohlenen Geheimtipp General Store in Hackberry vorbei, und hat natürlich den Vorteil, dass Ihr mal auf der legendären Route 66 gefahren seid (und zwar auf dem interessantesten Abschnitt). Ein weiteres Beispiel ist die Westküste. Wenn's eilig gehen soll wählt man an den Stellen, wo Highway 1 und 101 getrennte Wege gehen, den schnelleren 101, verpasst dann aber einige der schönsten Küstenabschnitte Kaliforniens.

 

4. Tagesabschnitte konkretisieren

Auch im Auge behalten sollte man den einzelnen Tagesabschnitt, der maßgeblich für die Streckenführung werden wird. Optimal ist es natürlich, in unmittelbarer Nähe einer Sehenswürdigkeit zu übernachten da dies Anfahrtswege spart und die Möglichkeit einschließt, einen Ort auch bei nur einer Übernachtung an zwei Tagen sehen zu können. Ist das Wetter am Tag der Anreise schlecht hat man vielleicht am nächsten Morgen nochmal eine Gelegenheit der Besichtigung. So kann man auch Sonnenauf- und -untergänge erleben. Eine gute Grundlage für die Festlegung der Tagesstrecke ist die durchschnittlich pro Stunde zurücklegbare Strecke, nämlich nach eigener Messung etwa 100 km. Damit kann man recht zuverlässig die Fahrzeit ermitteln und davon die Abfahrts- und Ankunftszeiten ableiten. So kann man auch feststellen, ob man an einem Ort zwei Übernachtungen benötigt oder ob eine reicht. Eine lange Strecke ist zum Beispiel Las Vegas - Grand Canyon. Daraus ergibt sich zweierlei: In Las Vegas braucht man mindestens zwei Übernachtungen, da man sich dort üblicherweise das Nachtleben anschaut (wegen den hohen Tagestemperaturen und den tollen Außenshows am Strip), am Abreisetag aber früh los muss. Gleiches gilt für den Grand Canyon: man kommt spät Abends an, und wenn es am anderen Morgen schon weitergehen soll, kann man sich den Besuch gleich ganz sparen. Im Gegensatz dazu liegen Death Valley und Las Vegas so dicht beieinander, dass mehr als eine Übernachtung im Tal des Todes nicht empfehlenswert ist.

Die Sache ist natürlich nicht ganz so einfach wie es vielleicht klingen mag. Gerade in den gebirgigen Regionen können zwei auf der Karte schnurgerade Highways doch in Wirklichkeit völlig unterschiedlich sein. Beispiel: Highway 198 im Sequoia Nationalpark. Der sieht auf der Karte nicht besonders dramatisch aus, ein paar Kürvchen und schnell ist man in Vesalia. Dass dies die mit Abstand kurvenreichste Straße ist, die ich je gefahren bin, kann man nichtmal erahnen. Noch schlimmer ist dann die Strecke von Elderlake über Badger zum Westeingang des Sequoia Nationalparks (SR 245) - auf diesen 35 km gibt es so gut wie keinen Meter ohne Kurve. Auch der Highway 1 nördlich von San Francisco bietet einen unvermuteten Kurvenreichtum, was aus Karten nicht hervorgeht. Hier gilt die Faustformel 100 km pro Stunde dann nicht mehr, und wenn einem Mitfahrer vor lauter Kurven schlecht wird ist davon abgesehen schon ein Zeitproblem entstanden.

 

5. Genaue zeitliche Einteilung

Nun kommen wir zur zeitlichen Planung Eurer Strecke. Grundsätzlich muss man Folgendes beachten: der Tag der Anreise sollte nicht weiter verplant werden. Ihr seid locker 24 Stunden auf den Beinen wenn Ihr Euer Hotel erreicht, auch wenn es üblicherweise erst am Nachmittag Ortszeit ist. Geht was essen, schaut Euch ggf. noch die Stadt an, aber mehr würde ich wirklich nicht unternehmen. Bleibt dennoch bis mindestens 21 Uhr Ortszeit auf den Beinen, damit die Umgewöhnung auf die neue Zeitzone problemlos verläuft. Auch am nächsten Tag sollte nicht direkt die große Autotour anstehen sondern lieber das lokale Umfeld erkundet werden. Ebenso empfiehlt sich am letzten Urlaubstag eine Übernachtung im Ort des Flughafens.

Am Besten entwickelt Ihr eine Liste, die möglichst genau den Anreise- und Abreisezeitpunkt der einzelnen Haltepunkte enthält; Eurer Fahrplan sozusagen. Stundengenau muss das nicht sein - kann und soll es auch nicht, sonst entsteht wieder Stress wenn Ihr den Plan nicht einhalten könnt -, aber Angaben wie vormittags, mittags, nachmittags oder abends helfen schon ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lange man an den einzelnen Orten Zeit hat. Jeder hat ja auch andere Schlafgewohnheiten. Der eine steht erst um 9 auf, der andere schon um 7. Beim Erstellen dieses Plans werdet Ihr sicherlich noch einige Änderungen am Zeitablauf des Urlaubs vornehmen, die Euch ansonsten nicht als problematisch aufgefallen wären.

Ein weiterer Punkt darf nicht außer Acht gelassen werden: der Wochentag. Verständlicherweise sind an einem Wochenende die Hauptattraktionen auch das Ziel der einheimischen Bevölkerung. Will man im Yosemite nicht im Stau stehen oder in Las Vegas doppelte Preise zahlen, vermeidet man es, diese Orte an Wochenenden zu besuchen. Ist das Wochenende in den Nationalparks eher ein kleineres Problem - man reist ja ohnehin im Mai oder September, also nicht in der Hauptferienzeit -, sind die Übernachtungen in Las Vegas immer am Wochenende teurer. Zumindest hier sollte man also während der Woche Station machen wenn man nicht unnötig Geld ausgeben will. Um hier flexibel genug planen zu können ist es vorteilhaft, sich von vorneherein nicht zu viele Reiseziele zu setzen und ein bis zwei Reisetage zunächst freizuhalten, die man dann flexibel vor solche kritischen Ziele einbauen kann. Sind nachher alle Reiseziele terminlich festgelegt kann man überlegen, wo man diese Tage am besten verbringt.

Routenplaner sind eine hervorragende Hilfe bei der Ausarbeitung der Routen. Hier kann ich aus eigener Erfahrung das Programm Topo USA 4.0 (mittlerweile gibt es neuere Versionen) der Firma DeLorme empfehlen. Auf 6 CDs bzw. einer DVD erhält man neben allen Straßen der USA auch topografische Informationen, die einem auch Auskunft über die Höheninformationen geben und so ein dreidimensionales Bild der Landschaft und der Strecke ermöglichen. Eine Route ist in wenigen Minuten durch Anklicken der Wegpunkte erstellt. Mit dieser Software habe ich auch meine Routen geplant bzw. die Karten auf dieser Seite erstellt. Aber auch jede andere neuere Software sollte diese Funktionen erfüllen können, jedenfalls in 2-D.

Ihr kennt nun Eure Reiseziele, die Verbindungsstrecken, die Tageskilometer und die zeitliche Abfolge samt Aufenthaltsdauern. Damit ist die Routenplanung eigentlich abgeschlossen. Ihr könnt nun die Strecke auf eine Karte aufmalen, oder sie in ein Routenprogramm eingeben und ausdrucken damit Ihr nachher in Amerika auch was in Händen haltet. Auch den Zeitplan solltet Ihr mitnehmen.

Eine vielleicht noch ganz hilfreiche Überlegung: addiert mal die Eintrittspreise der Nationalparks, die Ihr besucht. Bei mehr als 80 Dollar solltet Ihr beim ersten Park einen Interagency Annual Pass für eben jene 80 Dollar kaufen. Mit dem habt Ihr ein Jahr lang freien Eintritt in alle National Parks und National Monuments (nicht State Parks!).

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten