Ein Spezialgefängnis in der Wüste. Anhalter mitnehmen verboten, steht überall am Highway... (191kb) |
Beim Passieren von Las Vegas erblicken wir in der Ferne den Stratosphere Tower und einen Helikopter (173kb). |
Heute ist die einst höchste Staumauer der Welt nur noch auf Platz 18 in dieser Kategorie (2004). Dennoch versorgt sie rund 18 Millionen Menschen im Südwesten der USA mit Wasser.
Der Damm ist so konstruiert, dass er nach außen in den breiteren Canyon des Lake Mead gewölbt ist und so die enormen Druckkräfte des aufgestauten Wassers die Staumauer gegen die verengten Canyonwände drückt und die Mauer weiter verdichtet. Allerdings hätte der Damm auch ohne Krümmung alleine wegen seines Eigengewichts dem Wasserdruck standhalten können. Für die Krümmung entschieden sich die Konstrukteure jedoch weil sie dachten, dies würde den Menschen ein sichereres Gefühl vermitteln.
Strommasten kündigen vom nahen Hoover Dam (411kb). |
Auf eine entsprechende Absicherung der lebenswichtigen Anlage waren wir bereits gefasst. Doch es kam wieder mal ganz anders. Zunächst führte der Highway 93 vorbei an riesigen Umspannwerken; ein Meer von Strommasten und -leitungen ließ die Nähe zum gigantischen Wasserkraftwerk erahnen. Die erste Sicherheitsabsperrung war eine geräumige Kontrollanlage für LKW's rechts vom Highway - allerdings nicht in Betrieb, und vermutlich diente sich auch anderen Zwecken denn mit der Überfahrt des Damms überquert man auch die Staatsgrenze von Nevada nach Arizona, und ich meine im Vorbeifahren etwas von Lebensmittelkontrolle aufgeschnappt zu haben.
Ein erster Blick auf die Staumauer, über die noch der Highway 93 führt (260kb). |
Im Hintergrund links erkennt man schon Teile der neue Highwaybrücke (260kb). |
Dann kam das Unvermeidliche, eine Art Zollstation. Da der gesamte Verkehr des Highways über die Krone der Staumauer geleitet wird und ein Zwischenfall hier katastrophale Auswirkungen für das Umland haben würde erwartete ich eine ausgiebige Kontrolle unseres Fahrzeugs einschließlich der Insassen. In Sichtweite des Abfertigungsbüdchens kam der Verkehr zum Stehen. Langsam ging es nun voran. Schwer bewaffnete, bullige Kontrolleure hatten alle Zeit der Welt, die vor uns fahrenden Autos zu inspizieren. Dann waren wir an der Reihe. Ich hatte schon alle Reisepässe parat. Jetzt bloß nicht auffallen, keine falschen Bewegungen machen, denn der Kontrolleur hatte eine ziemlich grimmige Miene aufgezogen und ich wollte nun wirklich nicht das komplette Gepäck auspacken müssen an diesem ohnehin knapp bemessenen Routenabschnitt. Doch offenbar besänftigte die rote Farbe unserer Reisepässe das Gemüt des guten Mannes. Aus mürrisch wurde freundlich, und mit einer beiläufigen Handbewegung forderte er uns auf, weiterzufahren. Offenbar galt das Alte Europa nicht als Terrorgefahr und ich konnte durchatmen. Irgendwie irritiert es mich doch immer wieder, wenn in meiner Nähe mehrere Personen mit Maschinengewehren im Anschlag herumlaufen und mich als potentiellen Staatsfeind Number One betrachten, zumal man ja aus diversen "Die dümmsten Autofahrer..."-Serien im Fernsehen gelernt hat, wie schnell solche Situationen eskalieren können - im Fernsehen jedenfalls ;)
Zur Linken hat man nun eine schöne Aussicht auf den Lake Mead. Dieser wirkt ziemlich steril; keine Boote, keine Bäume an den Ufern - nicht wirklich ein besuchenswerter Ort. Der Highway schlängelt sich zwischen mehreren Hügeln hinunter, bis hinter einer scharfen Linkskurve die Staumauer endlich hervorkommt. Da das Bauwerk in einer engen Schlucht liegt wirkt die ganze Anlage zunächst nicht besonders beeindruckend, zumal man beim Drüberfahren zu beiden Seiten nicht viel sehen kann. Da drängeln sich zahlreiche Touristen an den Brüstungen, und eben diese versperren den Blick in die Tiefe.
Wie angemalt wirken die Ufer des Lake Mead (269kb). |
Das hat was von einem Science-Fiction Film (229kb). |
Keine Minute dauert die Überfahrt, und hinter der Staumauer windet sich der Highway an gemauerten Stützwänden vorbei in Serpentinen wieder hinauf zum Canyonrand. Entlang der Strecke gibt es zahlreiche Parkplätze, von denen aus man das Bauwerk bewundern kann. Wir nutzten eine dieser Haltemöglichkeiten auf arizonischer Seite, um in Ruhe die Aussicht zu genießen. Was mir neben der Staumauer direkt ins Auge fiel waren die seltsam ausgebleichten Canyonwände des Lake Mead. Diese stammen von einem Hochwasser Mitte der 80er Jahre, als durch extremen Schneefall in den Rocky Mountains soviel Wasser in den See floss, dass dieser zum ersten und bisher einzigen Mal (2004) überlief.
Einer der vier "Wassertürme" (209kb). |
Detailansicht (202kb). |
Auch bemerkenswert sind die vier Wassertürme vor der Staumauer, an denen man den Art Deco Stil des gesamten Bauwerks am deutlichsten erkennen kann. Sie nehmen rund 100 Meter unter der Wasseroberfläche das Wasser auf und leiten es den Stromturbinen des Wasserkraftwerks zu.
Die Staumauer sieht man vom Highway aus nur von der Stauseeseite, also nur ihre Krone. Um die weitaus beeidruckendere Rückseite mit dem E-Werk zu sehen muss man sich zu Fuß auf den Weg machen. Leider fehlte uns dafür die Zeit, und gewissermaßen auch die Lust, denn so umwerfend interessant schien uns die Sache angesichts der schon erlebten Sehenswürdigkeiten auch wieder nicht. Eine riesige Betonwand in einer völlig lebensfeindlich aussehenden Umgebung, da gibt es wahrlich Spannenderes zu sehen. So begnügten wir uns mit ein paar Minuten und einer Handvoll Fotos ehe unsere Reise weiterging. Dass ich nun trotzdem atemberaubende Fotos von der Dammkrone hinab in den Canyon zeigen kann verdanke ich einem meiner ältesten Freunde, der sich im Juli 2008 den Hoover Dam genauer angeschaut und natürlich aus allen Blickwinkeln abgelichtet hat.
Die Staumauer von Arizona aus gesehen (340kb). |
Blick in den Black Canyon und auf den Colorado (425kb). |
Das Wasserkraftwerk (347kb). |
Die neue Highwaybrücke wirkt winzig (323kb). |
Widmungstafel (241kb). |
Gehen wir nun also über den Damm, und zwar auf der südlichen Bürgersteigseite - also dort, wo der Black Canyon tief abfällt. Der Blick über die Brüstung ist schon beeindruckend. Nicht nur die rund 180 Meter Höhenunterschied zwischen dem Colorado und der Dammkrone sind enorm, auch die sich unterhalb auswölbende Staumauer in ihrer ganzen Mächtigkeit weiß zu beeindrucken. Direkt unterhalb der Mauer schließt sich das Wasserkraftwerk an, das sich wie ein Hufeisen an die Staumauer und die beiden Canyonwände schmiegt.
Trageseile für den Highwaybau... (471kb) |
... und die dazugehörige Seilwinde (350kb). |
Das Gewirr aus Hochspannungsmasten oberhalb des Canyons vor Augen fällt der Blick neuerdings auch unweigerlich auf die Baustelle des Hoover Dam Bypass. Analog des Highways 89 am Glen Canyon wird hier für den Highway 93 eine Brücke errichtet, so dass der Verkehr zukünftig nicht mehr über die Staumauer geführt werden muss. Eigentlich sollte das Projekt im Juni 2008 fertiggestellt werden, doch wie man sieht ist man im Juli 2008 davon noch weit entfernt. Ursache für diese Verzögerung war ein Unfall in 2006, bei dem durch heftige Winde zwei Baukräne einstürzten. Nun ist 2010 als Zeitpunkt für die Fertigstellung anvisiert.
Nicht nur die Staatsgrenze von Arizona und Nevada verläuft mitten durch den Hoover Dam, sondern dadurch auch die Zeitgrenze zwischen der Mountain Time und der Pacific Time. Wenn man die Dammkrone erwandert ist dies ein Umstand, der sicherlich zu der einen oder anderen Bemerkung hinreißt.
Auch bemerkenswert ist der Umstand, dass die Stadt Las Vegas, die ihren Aufstieg den Arbeitern des Hoover Dam verdankt, trotzdem nur drei Prozent ihres Energiebedarfs durch den nahegelegenen Staumauer deckt. Diese Tatsache ist das Resultat einer Entscheidung des Bürgermeisters von Las Vegas aus der Zeit, als die Rechte für den Ankauf von elektrischem Strom des Wasserkraftwerkes erstmals verhandelt wurde. Mit den Worten "Las Vegas wird nie mehr als 5.000 Einwohner haben" lehnte er den Energiebezug ab.
Über diesen vom Highway überbrückten Überlauf... (303kb). |
... fließt das Wasser des Lake Mead... (254kb) |
... durch einen Tunnel in den Canyon hinab (236kb). |
Beim Verlassen des Tals konnte ich noch einen flüchtigen Blick in die wirklich gigantischen Überlauftunnel werfen, die rechts vom Highway in den Berg hineinbetoniert waren und ziemlich unheimlich wirkten.
Übrigens gibt es noch eine erwähnenswerte Geschichte über den Namen der Staumauer zu erzählen. Ursprünglich sollte dieser nämlich rund 10 Meilen weiter stromaufwärts erbaut werden, und zwar im Boulder Canyon. Das Bauprojekt erhielt folglich den Namen "Boulder Canyon Projekt". Als man aber kurze Zeit später die heutige Stelle im Black Canyon für geologisch geeigneter erachtete - das Gestein ist hier viel härter und stabiler - behielt der Damm trotzdem den Namen, der sich aus dem alten Projektnamen ableitete: Boulder Dam. Nun setzte zu Beginn der 30er Jahre die Depression ein, Arbeitslosigkeit war das größte Problem der Zeit und Präsident Herbert Hoover, dem man allgemein Handlungsunvermögen diesbezüglich vorwarf, ließ am 17. September 1930 durch seinen Innenminister Ray L. Wilbur beim Projektbeginn verkünden, dass der Damm nunmehr Hoover Dam heißen solle. Er bezweckte damit, dass die neu geschaffenen 5.000 Arbeitsplätze ihm zugeschrieben und sein Image angesichts der anstehenden Wahlen 1932 verbessert würde. Doch die Wahl ging verloren, und sein Nachfolger, Franklin Roosevelt, ließ am 8. Mai 1933 das Bauwerk - nicht ganz ohne politische Hintergedanken - durch seinen Außenminister Harold Ickes wieder in Boulder Dam umbenennen. Die letzte Wendung fand am 30. April 1947 statt, als Präsident Harry S. Truman durch eine Resolution den Namen wieder auf Hoover Dam ändern ließ, den das Bauwerk bis heute trägt.
Am Hoover Dam wird zwischen 9 und 17 Uhr eine anderthalbstündige Besichtigungstour in und auf dem Bauwerk angeboten. Diese kann am Visitors Center gebucht werden. Die Preise liegen zwischen $4 für Kinder von 7-16 und $ 10 für Erwachsene bis 61 Jahre. Senioren können für $8 und Kleinkinder gratis teilnehmen.
Aus Sicherheitsgründen darf sich derzeit niemand nach 17:30 Uhr auf dem Damm aufhalten.
(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten
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