Alte Mobilgas-Zapfsäulen vor der Historic Route 66 (299kb).
Ein faszinierender Ort für Fans (388kb).
Altes Greyhound-Busstop Schild (399kb).
Ein Windrad (225kb).
Wer träumt nicht davon, einmal einen Teil der Route 66 zu fahren. Wenn man sich dann noch in der
Nähe dieser legendären Strecke befindet, was man zwangsläufig ist wenn man von oder Los Angeles / Richtung unterwegs ist, sollte man zumindest einen kurzen Blick darauf werfen und für eine kurze Strecke den
Interstate verlassen um historische Luft zu schnuppern. Ein Ort, an dem sich dies besonders lohnt, ist Hackberry. Besser
gesagt der Hackberry General Store. Ein wahrer Geheimtipp ist dieses mittlerweile unter den Südwest-Experten zum Muss
aufgestiegene Kleinod. Entgegen der Namensgebung ist dieser General Store zwar auch ein Geschäft, aber in erster Linie
eines der schönsten - wenn nicht das beste - Museum über die historische Route 66. Wir entschieden uns in 2003 zum ersten Mal, zwischen Kingman und den schnurgeraden Interstate 40 zu verlassen, um dieses gemütliche und vermutlich schönste Stück auf
der Route 66 zurückzulegen. Den Tipp, bei Hackberry einen Stopp einzulegen, hatte mir ein Kollege gegeben - und es war
der beste Hinweis seit langem. Deshalb machte ich in 2006 erneut einen Stopp am General Store, diesmal vom Grand Canyon
über Seligman kommend. Auf den ersten Blick eher unscheinbar taucht der Store bei der Fahrt von Kingman nach Seligman
vor Hackberry auf der linken Straßenseite auf. Was auf den ersten Blick wie eine alte Tankstelle aussieht und daher
leicht übersehen werden kann verwandelt sich, je näher man kommt, zu einem wahren Juwel, einem Sammelsurium aller nur
erdenklicher Erinnerungen an die gute alte Zeit. Schon wenn man auf die große Parkfläche vor dem Store auffährt fallen
einem unzählige Antiquitäten, Sammelstücke und Raritäten aus den 1950er und 1960er Jahren ins Auge. Der Blickfang
schlechthin ist eine leuchtend rote Chevrolet Corvette aus dem Jahr 1956, die tagsüber vor dem Eingang des Museums unter
dem schützenden Vordach ausgestellt ist. Sie gehört den Besitzern John und Kerry Pritchard, die 1998 mit dieser Corvette
die Route 66 entlang fuhren, den alten General Store sahen und ihn spontan kauften. Doch dazu später mehr.
Dieser Oldtimer ist ein Hingucker (360kb).
Er erfüllt seinen Zweck hervorragend (472kb).
Doch auch neuere Modelle sind vorhanden (358kb).
Erinnerung an die Rindertransporte (308kb).
Erlaubt mir einen kurzen Blick auf die Geschichte Hackberrys und des General Stores. Der Ursprung
Hackberrys geht auf das Jahr 1874 zurück als Prospektoren ein Bergbaucamp nahe einer Quelle auf der Ostseite der Peacock
Mountains errichteten. Die Hackberry Silbermine wurde nach einem großen Hackberry Tree nahe der Quelle benannt. Die
Eisenbahn erreichte Hackberry 1882, und der Rinder-Transport begann als zweites wirtschaftliches Standbein. Hackberry
entwickelte sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz, dem drittgrößten in Arizona in seiner Blütezeit. Als der Bergbau
1919 als Ergebnis von Rechtsstreitigkeiten unter den Besitzern aufhörte, waren 3 Millionen Dollar in Gold und Silber
gefördert worden. 2000 versuchte der Besitzer der 3 qkm, die die Hackberry Silbermine umfassten, das Land zu verkaufen.
Der Hackberry General Store wurde 1934 errichtet als der nahegelegene Ort Hackberry jenseits des
Schienenstrangs mehr und mehr wuchs. Als die Route 66 an Bedeutung zunahm übernahm der General Store zusätzlich die
Versorgung der Reisenden mit Benzin und Proviant. Interstate 40 kürzte schließlich den kurvigen Straßenabschnitt
zwischen Kingman und Seligman ab und beendete damit die Existenzgrundlage des ursprünglichen Stores, der daraufhin 1978
geschlossen wurde.
Der Blickfang: eine Corvette von 1956 (620kb).
In dieser unscheinbaren Hütte... (409kb)
... verbirgt sich ein besonderes Heiligtum: ... (342kb)
Ein Ford Model T Transporter (367kb).
In den frühen 1990er kam der exzentrische Künstler und Hippie Bob Waldmire zum verlassenen General
Store und begann, hier seine Kunstwerke zu verkaufen. Bob war kein unbeschriebenes Blatt in der Geschichte der Route 66.
Sein Vater erfand die Cozy Dogs, eine Art Hot Dog am Stiel, und andere Mitglieder seiner Familie betreiben auch heute
noch das berühmte Cozy Dog Drive-In in Springfield/Illinois. Für die Route 66 interessierte sich Bob seit den späten
1960ern. Seit dieser Zeit bereiste er die Straße mit seinem VW-Van, verkaufte seine Bilder in Form von Postkarten,
Stickern, Postern und Karten. Die Postkarten kann man heute als Reproduktionen entlang der ganzen Route 66 kaufen. 1992
teilte Bob mit, er würde den Hackberry General Store wiedereröffnen. Er kaufte das Gebäude und renovierte es, malte die
alten Schilder neu und fegte den Parkplatz. So entstand das International-Bioregional Old Route 66 Visitors Center. Als
das neue Visitors Center seine Türen öffnete bot es den Besuchern die Möglichkeit, eine eindrucksvolle Sammlung von
Karten, Büchern, Straßenschildern und Relikten, die mit der historischen Route 66 im Zusammenhang standen, zu bewundern.
Dabei gestaltete er eine Wand als Erinnerung an seinen Vater. 1998 zog es Bob aber wieder zurück nach Chicago/Illinois;
die Einheimischen mochten den seltsamen Künstler nicht besonders, und er war es leid sich von ihnen hänseln zu lassen.
Außerdem war das Dach des Gebäudes undicht geworden. Als dann John und Kerry Pritchard durch Zufall vorbei kamen und
anboten, das Dach zu flicken, verkaufte er schließlich das Visitors Center an das Ehepaar aus Washington. Der Erwerb gab
ihnen einen Platz, um ihre Sammlung an Route 66 Memorabilia aus 35 Jahren auszustellen und den Store zu erweitern. John
ist außerdem ein ausgesprochener Oldtimerfan und legt im Gegensatz zum künstlerisch veranlagten Vorbesitzer mehr Wert
auf das Geschäft - und natürlich alles, was mit den geliebten alten Autos zu tun hat.
Der Verkaufstresen im Inneren rechts vom Eingang (279kb).
Links gibts Filme, rechts Knabberzeugs (291kb).
Fotos der Stars, die schon hier waren (240kb).
Wir stiegen aus. Diesen Laden mussten wir uns einfach genauer anschauen. Schon die beiden großen
Mobilgas Zapfsäulen vor dem Hauptgebäude - ein Flachbau im typischen Tankstellenformat der 1930er - waren ein optischer
Anziehungspunkt. Gleich davor parkte unter dem Schutz des Vordachs die besagte Corvette. Einige alte Straßenschilder
baumelten über den Zapfsäulen quietschend im Wind. Es war kurz vor 18 Uhr, und John, der Besitzer, war eigentlich schon
dabei, Feierabend zu machen. Aber Besucher aus dem fernen Deutschland waren natürlich viel zu interessant, um ihnen die
Türe vor der Nase zuzuschlagen, und John viel zu freundlich um auf Pünktlichkeit zu drängen. Und als wir ihm
berichteten, ein Arbeitskollege hätte uns sein Museum wärmstens ans Herz gelegt spielte für John die Zeit plötzlich gar
keine Rolle mehr. Er führte uns durch sein vollgekramtes, aber sehr ordentliches Museum, erzählte die eine oder andere
kleine Anekdote und war sichtlich stolz, dass wir extra wegen seinem Lebenswerk hierher gekommen waren. Regale voller
alter Straßenschilder, Sticker, Aufkleber, T-Shirts, Hüte, Bücher, Modellautos - es gab nichts zum Thema Route 66, was
es hier nicht gab. Alte Fotos erinnerten an die Prominenten wie Marilyn Monroe oder Humphrey Bogart, die den alten
General Store bereits besucht oder hier einen Film gedreht hatten. Rund 15 Minuten stöberten wir in den alten
Erinnerungen an eine Zeit, die wir selbst nicht erlebt hatten, aber aus dem Fernsehen in leicht verklärter Form kannten.
Unter uns gesagt: so toll finde ich die Route 66 nicht; da gibt es weiß Gott schönere Straßen und Highways in Amerika.
Aber die Zeiten haben sich geändert, und wie es damals in den 1960ern war kann ich nicht beurteilen. Wenn aber jemand
mit solcher Hingabe ein Museum führt muss schon was magisches dran gewesen sein an der Route 66.
Die Geldscheinsammlung (242kb).
Und hier Fotos u.a. vom Playboyshooting (303kb).
Wer gerne in alten Telefonbüchern stöbert... (365kb)
Was wäre ein Halt an einem General Store, wenn man nichts erwirbt. Das bekannte Route 66 (root) beer
versuchte ich zwar nicht, aber ein gutes Hagen Dasz Eis konnte ich mir nicht entgehen lassen. Während wir mit dem Eis
bewaffnet nach draußen gingen verabschiedete sich John, rangierte die Corvette und noch zwei weitere Oldtimer zu ihrem
nächtlichen Stellplatz und fuhr dann nach Hause zu seiner Frau Kerry. Während nun leichter Regen einsetzte und wir an
unserem Eis lutschten hielt ein weiteres Auto, nachdem es kurz zuvor am General Store vorbeigefahren und umgedreht war;
Dänen, wie sich herausstellte. Zwar hatten sie John, die Corvette und das Museum verpasst - ganz zu schweigen von dem
dänischen Eis, das sie neidisch zur Kenntnis genommen hatten -, aber neugierig erkundeten sie trotzdem die Anlage
zumindest von außen. In Anbetracht unserer noch recht weiten Strecke verzichteten wir darauf - leider, denn so
verpassten wir unter anderem eine kleine Werkstatt direkt neben dem Store, in der neben anderen Oldtimern ein perfekt
restaurierter Ford Model T Tieflader ausgestellt ist.
Ein Nebengebäude, die Music Hall (407kb).
Ein privat genutztes Haus (464kb).
Eindrücke aus dem Umfeld (462kb).
Als wir 2006 erneut nach Hackberry kamen - diesmal von Seligman aus - war John nicht im Laden, dafür
aber seine Frau. Aufgrund des hervorragenden Wetters konnten wir die Anlage in Ruhe inspizieren, was drei Jahre zuvor
teilweise wortwörtlich ins Wasser gefallen war. Vor allem aus fotografischer Sicht war die Szenerie nun ein wahrer
Genuss. Das ganze Ambiente wirkte wie in einem alten Roadmovie. Es fehlte nur noch der im warmen Wind vorbeiwehende
Grasbüchel. Für ein paar Minuten setzten wir uns auf eine Holzbank vor dem Museum und genossen die einzigartige
Umgebung und das heiße Wetter. Ein Eintrag im gegenüber dem Verkaufstresen ausgelegten Gästebuch offenbarte die
Beliebtheit des Stores in Deutschland; etwa die Hälfte der Einträge der letzten Seiten waren von Deutschen.
Für alle, die nicht in den Genuss kamen, den General Store von innen zu bewundern und ein paar Worte
mit John Pritchard zu wechseln, habe ich ein Interview mit John aufgetan, das er 2005 gegeben hat. Die 18 Minuten sind
sehr informativ und kurzweilig. Hört es Euch an und taucht ein die in Faszination der Route 66...
(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten
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